Biodiversitätspfad Isny

In der historischen Isnyer Altstadt wurde ein Biodiversitätspfad eingerichtet, der das ökologische Potential nutzt. Ziele sind stadtökologische Verbesserungen, ein naturschutzfachlicher Mehrwert und den Biodiversitätsgedanken zu vermitteln.

Im Rahmen des Förderprogramms „Blühflächen und Biodiversitätspfade“ vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg wird der Biodiversitätspfad der Stadt Isny gefördert.

Was bedeutet Biodiversität?
Biodiversität ist biologische Vielfalt, das heißt Artenvielfalt, Vielfalt an Lebensräumen und genetische Vielfalt.

Der Begriff „Biodiversität“ ist eigentlich ein Kunstwort, das aus dem Zusammenziehen des Begriffs „biologische Diversität“ entstanden ist. Im Grunde genommen versteht man unter „Biodiversität“ die gesamte Vielfalt der lebendigen Welt. Sie umfasst alle Aspekte des Lebens, von der Vielfalt der Gene, über die Vielfalt der Arten bis hin zur Vielfalt der Lebensräume. 1992 wurde bei der UN-Konferenz zu Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die biologische Vielfalt abgeschlossen. Es definiert Biodiversität als die Vielfalt aller lebenden Organismen, Lebensräume und Ökosysteme auf dem Land, im Süßwasser, in den Ozeanen und in der Luft.

Beim Klick auf das jeweilige Foto von Thomas Gretler erfahren Sie mehr...

Grabenweiher und Bremerweiher

Im innerstädtischen Bereich von Isny gibt es erstaun­lich viele Wasserlebensräume zu entdecken. Dazu gehört unter anderem der Grabenweiher als Teil der alten Stadtbefestigungsanlage, der Bremerweiher als ehemaliger Sägewerksweiher und auch einige Fließgewässer, wie die nahe an den beiden Stillgewässern vorbeifließende lsnyer Ach. Charakteristisch für die­se Gewässertypen sind verschiedene Teillebensräume wie das Freiwasser, der Gewässerboden, die Uferzonen sowie die angrenzenden Vegetationsstrukturen. Sie alle bieten einer Vielzahl von Tieren und Pflanzen eine geeignete Lebensstätte.

Kurpark
Obwohl der Kurpark als wichtiges Naherholungsziel stark besucht ist, eignet er sich hervorragend für Tierbeobachtungen. Vor allem Wasservögel wie Höckerschwäne, Stockenten, Blässhühner und Reiherenten haben sich längst an die Anwesenheit des Menschen gewöhnt. Sie bringen im Kurpark zum Teil sogar ihre Jungen zur Welt. Auch der Graureiher ist ein regelmäßiger Gast im Park. Er geht in der Ach und im Stadtbach gerne auf Fischfang.
Die Wasserqualität ist in den beiden Fließgewässern hoch – ebenso wie im Grabenweiher und im Bremerweiher. Frühere Verunreinigungen durch Stadtabwäs­ser sind längst Geschichte. Das spiegelt sich auch in der hohen Artenvielfalt in den Wasserlebensräumen des Kurparks. So schwimmen in den Gewässern nicht nur Karpfen, sondern auch Bachforellen. Die rot und weiß getupften Fische können nur in sauberem, kaltem und sauerstoffreichem Wasser überleben.

Der Biber
Der dämmerungs- und nachtaktive Biber taucht neuerdings im Innenstadtbereich von Isny auf. Mit etwas Glück lässt sich das bis zu 35 Kilogramm schwere Nagetier sogar im Graben- und Bremerweiher beobachten. Die Tiere wandern über die nahe gelegene Ach in den Kurpark ein, um auf Nahrungssuche zu gehen. Als Pflanzenfresser ernähren sich Biber von Rinde, Knospen, Blättern, Wasserpflan­zen und Hochstauden. Sie fällen mit ih­ren scharfen Schneidezähnen Bäume, um ans frische Grün zu gelangen. Um das zu verhindern, werden viele Bäume im in­nerstädtischen Bereich mit einem Draht­schutz gesichert. Biber sind regelrechte Flussbaumeister, die Dämme aufstauen und so die Landschaft umgestalten.

Höckerschwäne zählen mit einem Gewicht von bis zu 15 Kilogramm zu den größten flugfähigen Vögeln der Erde. Bei der Nahrungssuche holen sie – kopfüber im Wasser liegend – Wasserpflanzen aus den Isnyer Weihern. In den Schwanenfamilien, die hier ihren Nachwuchs aufziehen, lassen sich neben den normalen grauen manchmal auch weiße Küken beobachten.
Höckerschwan
Stockenten fressen Pflanzen und wirbellose Kleintiere. Im flachen Wasser gründeln sie mit senkrecht nach oben gestrecktem Bürzel – ganz nach dem Motto „Köpfchen unter Wasser, Schwänzchen in die Höh“. Bei der Balz werben die Männchen mit Verhaltensweisen wie dem „Kurzhochwerden“, dem „Nickschwimmen“ und dem „Grunzpfiff“ um die Gunst der Weibchen.
Stockente
Reiherenten ernähren sich von Muscheln und anderen kleinen Wassertieren, die sie bei ihren Tauchgängen erbeuten. Die hübschen, kleinen Tauchenten lassen sich an ihrem auffälligen Federschopf am Hinterkopf erkennen. Im Prachtkleid tragen die Männchen ein schwarzes Federkleid mit weißen Flanken, die Weibchen sind dunkelbraun mit hellbraunen Seiten.
Reiherente
Der Graureiher geht bevorzugt an den Isnyer Gewässern auf Nahrungssuche. Im seichten Wasser jagt er Fische und Frösche, daneben fängt er auch Mäuse auf den Wiesen im nahe gelegenen Rotmoos. Bei der Jagd harrt er oft längere Zeit unbeweglich aus. Sobald er eine geeignete Beute erblickt, stößt er mit seinem Schnabel blitzschnell und zielsicher zu.
Graureiher

Lebensraum Parklandschaft

Im städtischen Umfeld zählen Parkanlagen mit ihren alten Einzelbäumen und kleineren Baumgruppen ei­nerseits zu den Lebensräumen mit großer Naturnähe. Andererseits wird in ihnen der gestalterische Einfluss des Menschen oft besonders deutlich. So finden sich in vielen Parks neben einheimischen Bäumen auch Ar­ten aus aller Welt. Gerade unter den Altgehölzen fin­den sich oft Exoten. Als sie gepflanzt wurden, spielte auch der jeweilige Zeitgeist eine Rolle - manche exo­tische Bäume wie Ginkos oder Mammutbäume waren zu bestimmten Zeiten einfach in Mode.
Auch in den Parklandschaften des „Isny Ovals" wachsen neben heimischen Rot- und Hainbuchen, Lin­den, Spitzahornen und Stieleichen, einige Exoten wie Mammutbäume, Roteichen, Schwarzkiefern und eine Serbische Fichte. All diese alten Bäume prägen nicht nur den Naherholungs- und Wohlfühlraum Parkland­schaft, sondern tragen als Sauerstofflieferanten und Schadstofffilter auch viel zu einer Verbesserung des Kleinklimas in der Stadt bei

Alte Gehölze – Schwerpunkte der Biodiversität
Wenn Bäume ein Alter von 80 oder mehr Jahren errei­chen, werden sie zu regelrechten Hotspots der Arten­vielfalt. Hunderte von wirbellosen Kleintieren, Pilzen, Flechten, Säugetieren und Vögeln können die Klein­- und Kleinstlebensräume auf und in solchen Altgehölzen besiedeln. Eine einzige alte Eiche beherbergt bis zu 300 verschiedene Tierarten - vom flinken Eichhörnchen über Singvögel wie Kleiber, Buchfink oder Kohlmeise bis hin zum Heer der Insekten, Würmer und Spinnen

Der Kleiber kann als einziger einheimischer Vogel nicht nur stammaufwärts, sondern auch kopfvoran abwärts klettern. Er ernährt sich von Insektenlarven und anderen Kleintieren, die er mit seinem kräftigen Schnabel aus Rindenritzen herauspickt. Als baumbewohnender Höhlenbrüter nimmt er neben verlassenen Spechthöhlen auch gerne Nistkästen an.
Kleiber
Amseln sind ursprünglich scheue Waldvögel, die als Kulturfolger heute die Nähe des Menschen suchen. In Gärten und Parks finden sie geeignete Nistplätze für die Jungenaufzucht und ein üppiges Nahrungsangebot. Sie fressen neben Würmern und Insekten auch Beeren und Obst. Die Männchen tragen ihren flötenden Reviergesang gern von Baumwipfeln aus vor.
Amsel
Der Buchfink zählt zu unseren häufigsten Vögeln. Im Frühjahr gibt es kaum ein Waldstück, Garten
oder Park, indem nicht der typische Gesang der Männchen, der „Finkenschlag“, zu hören ist („zi zi
zizizizizi würzgebier“). Seine Nahrung – Sämereien, Beeren und Früchte – findet er überwiegend am
Boden. Seine Küken füttert er mit Spinnen und Insekten.
Buchfink
Mit ihrem blauen Scheitel, den weißen Backen, dem schwarzen Augenstreif und dem gelben Bauch wären Blaumeisen bei einem „Karneval der Tiere“ sicher unter den Favoriten bei einer Maskenprämierung. Die quirligen Akrobaten turnen oft kopfüber hängend an den ußersten
Zweigspitzen herum. Dort jagen sie Insekten und Spinnen oder knabbern an Knospen und Blüten.
Blaumeise
Unsere größte und häufigste Meise ist sehr anpassungsfähig und brütet in allen Lebensräumen, in denen sie geeignete Bruthöhlen findet. Das kann auch ein Briefkasten oder einer Mauerritze sein. Sie imitiert die Rufe anderer Vogelarten, etwa das „pink“ des Buchfinken, täuschend echt – und läutet bereits im Februar mit ihrem zizi bä“ den Frühling ein.
Kohlmeise
Dohlen haben ein hoch entwickeltes Familien- und Kolonieleben. Sie suchen sich einen Partner, mit dem sie meist ein Leben lang zusammen bleiben. Die taubengroßen Rabenvögel schätzen Mauerlöcher und Nischen in alten Bauwerken als Standorte für ihre Nester. Jedes Brutpaar zieht jährlich vier bis sieben Junge groß.
Dohle

Lebensraum Rohboden

Offene Bodenoberflächen sind ökologisch sehr wert­volle Lebensräume. Sie werden als Rohböden bezeich­net und kommen sowohl an trockenen als auch an feuchten oder nassen Standorten vor. Die nackten Bö­den zeichnen sich durch eine geringe oder gänzlich fehlende Pflanzendecke aus. Da auf den offen liegen­den Kies-, Sand- und Lehmflächen der Humus fehlt, sind sie meist mager, also nährstoffarm.
Im Siedlungsbereich entstehen Rohbodenbiotope vor allem auf Baustellen. Sie bilden sich auch entlang von unbefestigten Wegen, Straßenrändern und Gleisanla­gen oder im Umfeld von Sportstätten. Charakteristisch für den Sonderstandort „Rohboden" ist die große Dynamik. Die nackten Böden existieren häufig nur für eine begrenzte Zeit. Gerade auf Baustellen werden Materialdepots und Rohbodenflächen häufig umgelagert. Darüber hinaus werden die offenen Böden meist rasch von Pflanzen besiedelt und wachsen dann in kürzester Zeit zu.

Ein Platz für Spezialisten
Direkte Sonneneinstrahlung, geringes Wasserrückhaltevermögen, Nährstoffmangel, häufige Boden­umlagerungen, wenig Versteckmöglichkeiten - die Lebensbedingungen auf neu entstandenen Rohböden sind extrem. Es gibt aber Tiere und Pflanzen, die sich eigens auf solche Lebensräume spezialisiert haben.
Sie werden als Pionierarten bezeichnet und kommen mit den schnell wechselnden Bedingungen an solchen Standorten besonders gut klar. Meist handelt es sich dabei um konkurrenzschwache Arten, die ohne neue Störungen des Lebensraums bald durch nachfolgende Arten verdrängt werden.

Die goldgelb leuchtenden Blütenköpfchen des Huflattichs erscheinen bereits im zeitigen Frühjahr. Der Korbblütler schiebt seinen Blütenstand lange vor den hufeisenförmigen Blättern aus dem Boden. Als typische Pionierpflanze bevorzugt der Huflattich rutschende Hänge, feuchte und lehmige Böschungen, Straßenränder und Schutthalden.
Huflattich
Der hübsche Klatschmohn mit seinen scharlachroten Blütenblättern wächst auf Äckern, Schuttplätzen und Ödlandflächen sowie an Wegrändern und Straßenböschungen. Er blüht zwischen Mai bis Juli – wobei die einzelnen Blüten nur für 2-3 Tage in voller Pracht erstrahlen. Die Pionierpflanze produziert pro Blüte rund 2,5 Millionen Pollenkörner.
Klatschmohn
Das gelb blühende Gänsefingerkraut liebt lehmige Böden. Es blüht zwischen Mai und Juli an Pionierstandorten wie Wegen, Bahndämmen, Schuttplätzen oder Gewässerufern. Als trittfeste Kriechpflanze kommt das Gänsefingerkraut mit verdichteten Böden sehr gut zurecht. Dank seiner bis über einen Meter langen Ausläufer ist es zudem sehr ausbreitungsfreudig.
Gänsefingerkraut
Spitzwegerich und Breitwegerich lieben sandige und lehmige Böden. Entsprechend häufig findet man sie an Wegrändern, Schuttplätzen und anderen Pionierstandorten. Die zwei nahe miteinander verwandten Arten haben einen ährigen Blütenstand mit unscheinbaren Blüten. Die Blätter des Breitwegerichs sind breit, die des Spitzwegerichs hingegen lanzettlich.
Spitzwegerich
Offene Bodenstellen sind der bevorzugte Lebensraum der hübschen Sandlaufkäfer mit ihren grünlich schillernden Flügeldecken. Entsprechend oft findet man sie an Wegrändern und in Sandgruben. Die flinken Käfer ernähren sich von anderen Insekten, die sie mit Hilfe ihrer kräftigen Kiefer erbeuten. Die Larven der Sandlaufkäfer leben in Erdröhren.
Sandlaufkäfer

Die Stadtmauer

Viele städtische Lebensräume sind künstlich entstanden. Ein gutes Beispiel dafür sind alte Mauern, die Wände historischer Gebäude und verwinkelte Dächer. Als wertvolle Strukturelemente im Siedlungsrau m weisen sie oft eine erstaunlich hohe Biodiversität auf. Sie werden häufig von Spezialisten aus dem Tier- und Pflanzenreich besiedelt, die in den Bauwerken geeig­nete Ersatzlebensräume vorfinden. Mauerritzen, Löcher, Nischen, Dachvorsprünge und reich strukturierte Fassaden dienen ihnen als Wohnort, Versteck oder als Platz für Nahrungssuche und Jagd.

Die lsnyer Stadtmauer beherbergt ihre ganz eigene Tier­ und Pflanzenwelt. An manchen Stellen ist das Mauer­ werk großflächig mit Efeu bedeckt. Der immergrüne Kletterkünstler wächst mit Hilfe seinen Haftwurzeln senkrecht an Bäumen, Felsen und Mauern empor. Da die Pflanze erst im Herbst blüht, stellt sie zu dieser Jahres­zeit eine wichtige Nahrungsquelle für Schwebfliegen, Wespen, Wildbienen, Hummeln und Falter dar. Neben dem Efeu gibt es weitere Spezialisten aus dem Pflan­zenreich, denen kleinste Unebenheiten im Mauerwerk ausreichen, um sich dauerhaft festzusetzen. In den Fu­gen der Stadtmauer wachsen neben Flechten und Moo­sen auch Farne wie der Mauerfarn oder Blütenpflanzen wie Zimbelkraut und Gelber Lerchensporn.

Ein Paradies für wärmeliebende Tierarten
Alte Mauern sind auch ein ausgezeichneter Lebens­raum für Wildbienen, Hummeln und andere Insekten, die es gerne warm und trocken haben. In kleinen Ritzen und Spalten finden sie Nist-, Schlaf- und Uber­winterungsquartiere. Häufig lassen sich an der lsnyer Stadtmauer auch Ameisen und Spinnen beobachten. All diese Kleintiere werden von verschiedenen Vogel­arten und geschickt kletternden Eidechsen erbeutet.

Das Zimbelkraut besiedelt Mauern, Felsspalten und steinige Brachflächen. Es stammt eigentlich aus Südwesteuropa, wurde aber als Zierpflanze nach Mitteleuropa gebracht. Die mehrjährige, immergrüne Kriechstaude hat sich bei uns seit dem 17. Jahrhundert als Neubürger etabliert. Die hübschen, hellvioletten Blüten erscheinen zwischen Juni und September.
Zimbelkraut
Der Gelbe Lerchensporn wird auch Scheinlerchensporn oder Gelber Scheinerdrauch genannt. Die Zierpflanze ist eigentlich in Steinschuttfluren und Felsspalten der Südalpen beheimatet, hat sich mittlerweile aber auch bei uns eingebürgert. Sie schmückt mit ihren gelben Blüten zwischen Mai und August so manches Mauerwerk und wächst sogar in Lichtschächten.
Gelber Lerchensporn
Der Efeu ist ein immergrüner Kletterkünstler, der mit Hilfe seiner Haftwurzeln senkrecht an Bäumen, Felsen und Mauern empor wächst. Sein verholzter Stamm kann zehn Zentimeter dick werden und sich bis zu 20 Meter an der Unterlage hoch hangeln. Da die Pflanze erst im Herbst blüht, stellt sie zu dieser Jahreszeit eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten dar.
Efeu
Der Stinkende Storchschnabel ist eine unangenehm riechende Pflanze mit rötlichen Stängeln und zarten, rosafarbenen Blüten. Er blüht von Mai bis Oktober und ist so schattenverträglich, dass er sogar in Höhlen wachsen kann. Daneben besiedelt die auch Ruprechtskraut genannte Pflanze Felsen, Mauern, Schuttflächen, Säume und krautreiche Wälder.
Stinkender Storchschnabel
Zauneidechsen haben einen hohen Wärmebedarf. Deshalb lassen sie sich häufig beim Sonnenbaden beobachten. Mauern, Steine, Holzstümpfe und Holzstapel zählen dabei zu ihren bevorzugten Plätzen. Die flinken Reptilien ernähren sich von Insekten, Spinnen und Würmern. Wie alle Eidechsenarten können Zauneidechsen bei Gefahr ihren Schwanz abwerfen.
Zauneidechse

Der Obere Grabenweiher

Der alte Stadtgraben, die Zwingermauer und der 1402 erbaute Diebsturm sind Zeugnisse mittelalterlicher Befestigungsanlagen. Sie dienten einst der Verteidigung der Stadt und verstärkten die Wehrfähigkeit der lsnyer Bürger an der südlichen Stadtmauer. Der „Obere Grabenweiher" als Teil des ehemaligen Stadtgrabens hat sich bis heute erhalten, war aber zwischenzeitlich stark verlandet. Er wurde um 1930 vom Reichsarbeitsdienst wieder freigelegt und vertieft. Seit dieser Zeit führt er auch wieder Wasser. Er wird vom Stadtbach (Krummbach) gespeist. Heute ist der Obere Grabenwei­her ein interessanter Lebensraum für viele Wassertiere und Pflanzen.

Im Wasser wimmelt es von Leben
Kleine, fischarme Gewässer wie der Obere Grabenwei­her sind ein wahres Paradies für im Wasser lebende Kleintiere. Neben Wasserschnecken, Muscheln, Klein­krebsen, Würmern, Egeln und Wassermilben lebt ein ganzes Heer von Wasserinsekten in solchen Stillgewässern: Wasserläufer flitzen mühelos über die Ge­wässeroberfläche, indem sie die Oberflächenspannung des Wassers ausnutzen. Wasserkäfer, Ruderwanzen und Wassermilben nutzen als geschickte Schwimmer den freien Wasserraum. Der Gewässergrund wird von Zuck­mücken-, Köcherfliegen- und Eintagsfliegenlarven be­siedelt - und von räuberisch lebenden Libellenlarven. Als geschickte Jäger erbeuten sie ihre Opfer mit einer zur Fangmaske umgebildeten Unterlippe. Viele Was­serinsekten verbringen dabei nur ihr Larvenstadium im Wasser. So lassen sich am Oberen Grabenweiher in den Sommermonaten häufig erwachsene Libellen da bei beobachten, wie sie an den Uferrändern entlang
patrouillieren.

Die bis zu eineinhalb Meter hohe Gelbe Schwertlilie zählt zu den attraktivsten Vertreterinnen unserer heimischen Pflanzenwelt. Sie hat auffällige, schwertförmige Blätter und bis zu zehn Zentimeter große, gelbe Blüten. Sie liebt die sumpfigen Ufer stehender und langsam fließender Gewässer. Als geschützte Pflanze darf sie weder ausgegraben noch gepflückt werden.
Gelbe Schwerlilie
Das bis eineinhalb Meter hohe Mädesüß wächst in Feuchtwiesen, Auwäldern, Quellsümpfen und an Grabenrändern. Seine kleinen Blüten stehen in auffälligen, weißen Trugdolden und blühen zwischen Juni und August. Sie verströmen einen süßlichen, an Mandeln und Honig erinnernden Duft. Früher wurde mit ihnen der Honigwein (Met) gesüßt.
Mädesüß
Dem Bachehrenpreis, der auch Bachbunge genannt wird, macht es nichts aus im Wasser zu stehen. Er bildet oft dichte, teppichartige Bestände am Boden. Die hübsche Pflanze mit ihren kleinen, tiefblauen Blüten fühlt sich in flachen Bächen, Quellen, Wassergräben sowie an den Ufern von Seen und Teichen wohl. Sie blüht von Mai bis September.
Bachehrenpreis
Mit einer Flügelspannweite von bis zu elf Zentimetern gehört die Blaugrüne Mosaikjungfer zu den größten heimischen Libellen. Die Männchen patrouillieren regelmäßig an den Ufern stehender Gewässer entlang, um Ausschau nach paarungsbereiten Weibchen zu halten. Sie verteidigen ihr Revier dabei aggressiv gegen männliche Artgenossen.

Vierfleck
Die Vierfleck-Libelle lässt sich an stehenden Gewässern häufig beobachten. Wie alle Großlibellen ist sie eine Luftakrobatin, die ihre Opfer größtenteils im Flug erbeutet. Sie jagt mit Geschwindigkeiten von bis zu 40 Stundenkilometern durch die Lüfte, kann wie ein Hubschrauber auf der Stelle schweben und ist sogar in der Lage, rückwärts zu fliegen.
Blaugrüne Mosaikjungfer
Mit ihren prachtvoll schillernden Körpern und den leuchtend blauschwarz gefärbten Flügeln sind die Männchen der Blauflügel-Prachtlibelle eine wahre Augenweide. Sie besetzen Reviere entlang der Gewässer und versuchen mit kunstvollen Balztänzen die weniger auffällig gefärbten Weibchen zu beeindrucken. Die Tiere fliegen zwischen Mai und August.
Blauflügel Prachtlibelle

Der Wald im Stadtgraben

Unmittelbar hinter der Nikolaikirche und der Kir­che Sankt Georg und Jakobus verläuft der tief ein­ geschnittene nördliche Stadtgraben. Dieser Teil des Isny Ovals stellt einen vergleichsweise extensiv ge­nutzten Bereich der Innenstadt dar. Da im ehemali­gen Stadtgraben über viele Jahrzehnte hinweg kaum Nutzungs- und Pflegeeingriffe stattfanden, konnte sich ein dichter Gehölzsaum mit einheimischen Bäu­men entwickeln. Heute wächst hier ein artenreicher Laubwald mit Eschen, Stieleichen. Bergahor­nen, Bergulmen, Sommerlinden sowie Rot- und Hainbuchen. Der naturnahe Waldlebensraum bildet einen interessanten Kontrast zu den oft mit exotischen Bäumen angereicherten Gehölzstrukturen in den Parklandschaften der Innenstadt. Auf dieser kleinen, wilden Insel aus Altgehölzen finden viele Waldarten eine geeignete Lebensstätte.

Totholz ist voller Leben
Die zum Teil sehr alten Laubgehölze im Stadtgraben weisen oft abgestorbene Bereiche auf. Dieses tote Holz erfüllt wichtige Funktionen. Es dient zahlrei­chen Vögeln, Insekten, Pilzen, Moosen und Flechten als Lebensraum und Nahrungsquelle. So zimmern Spechte ihre Bruthöhlen gerne in morsche Stämme - und schaffen so Wohnraum für Fledermäuse, Sie­benschläfer, Eulen, Kleiber und einige andere höh­lenbrütende Vogelarten. Die Baumhöhlen werden als Winterquartier, Brutplatz oder Unterschlupf genutzt. Umgefallene Bäume, abgestorbene Aste, noch auf­recht stehende, tote Baumstämme und Baumstümpfe werden zwar als Totholz bezeichnet - in Wirklichkeit sind sie voller Leben. So benötigen rund 1500 heimische Käferarten abgestorbenes Holz, zum Beispiel als Nahrung für ihre Larven.

Die Eichel einer Stieleiche ist nur etwa zwei Zentimeter lang. Was als relativ kleine und unscheinbare Nussfrucht beginnt, kann sich zu einem 35 Meter hohen und mehrere hundert Jahre alten Baum entwickeln. Sogar über 1000-jährige Eichen kommen in Deutschland vor. Auf solchen alten Baumriesen können 300 verschiedene Tierarten leben.
Stieleiche
Rotbuchen sind sehr konkurrenzstarke Bäume, die eine hohe Schattenverträglichkeit haben. Sie wachsen noch, wenn nur 1/60 des Tageslichts den Waldboden erreicht. Die stattlichen Laubbäume können über 30 Meter hoch und über 300 Jahre alt werden. Mit ihren kräftigen Herzwurzeln sind sie stabil im Waldboden verankert.
Rotbuche
Der Japanische Staudenknöterich zählt zu den sogenannten Neophyten. Darunter versteht man Pflanzen, die erst in neuerer Zeit ihren Weg zu uns gefunden haben und wild bei uns leben. Die bis zu vier Meter hoch werdende Staude kann pro Tag bis zu 30 Zentimeter in die Höhe schießen und überwuchert dadurch viele heimische Pflanzen.
Japanischer Staudenknöterich
Der Bergahorn ist unsere größte Ahornart und kann bis zu 40 Meter hoch werden. Er liebt frische, nährstoffreiche Böden und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Wie unsere beiden anderen heimischen Ahornarten – Spitzahorn und Feldahorn – bildet er keine Reinbestände, sondern wächst im Laubmischwald. Typisch für die drei Ahornarten sind die großen, fünflappigen Blätter.
Bergahorn
Während die bis zu 30 Meter hohe Winterlinde gerne in Wäldern wächst, findet sich die bis zu 40 Meter hohe Sommerlinde oft in Parkanlagen, Dörfern und Alleen. Im Wald bilden beide Arten lange, gerade Stämme aus. Die beiden Arten lassen sich an der Behaarung auf der  Blattunterseite unterscheiden. Sie ist bei Winterlinden bräunlich, bei Sommerlinden weiß.
Sommerlinde
Der Buntspecht bringt seine Jungen in Nisthöhlen zur Welt, die er mit seinem Meißelschnabel in alte Baumstämme hackt. Bei der Nahrungssuche zieht er mit seiner langen, klebrigen Zunge holzbewohnende Insektenlarven aus ihren Fraßgängen heraus. Er hämmert aber auch ringförmige Löcher in Stämme, um an den nahrhaften Baumsaft zu gelangen.
Buntspecht