Biodiversitätspfad Isny
In der historischen Isnyer Altstadt wurde ein Biodiversitätspfad eingerichtet, der das ökologische Potential nutzt. Ziele sind stadtökologische Verbesserungen, ein naturschutzfachlicher Mehrwert und den Biodiversitätsgedanken zu vermitteln.
Im Rahmen des Förderprogramms „Blühflächen und Biodiversitätspfade“ vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg wird der Biodiversitätspfad der Stadt Isny gefördert.
Was bedeutet Biodiversität?
Biodiversität ist biologische Vielfalt, das heißt Artenvielfalt, Vielfalt an Lebensräumen und genetische Vielfalt.
Der Begriff „Biodiversität“ ist eigentlich ein Kunstwort, das aus dem Zusammenziehen des Begriffs „biologische Diversität“ entstanden ist. Im Grunde genommen versteht man unter „Biodiversität“ die gesamte Vielfalt der lebendigen Welt. Sie umfasst alle Aspekte des Lebens, von der Vielfalt der Gene, über die Vielfalt der Arten bis hin zur Vielfalt der Lebensräume. 1992 wurde bei der UN-Konferenz zu Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die biologische Vielfalt abgeschlossen. Es definiert Biodiversität als die Vielfalt aller lebenden Organismen, Lebensräume und Ökosysteme auf dem Land, im Süßwasser, in den Ozeanen und in der Luft.
Naturnahe Gärten
Gartenfreunde sollten sich den vhs-Vortrag „Wir pflanzen Tiere – Naturnahe Gärten und warum das so wichtig ist“ mit Meike Paasch schon einmal vormerken. Am Donnerstag, 13. März, 19 Uhr in der Alten Gerbe erfahren sie alles darüber, was ein naturnaher Garten mit einfachen Mitteln bieten kann: Lebensraum für Tiere, Förderung der Artenvielfalt und Stärkung des Ökosystems. Solche Gärten sind überdies wunderbar bunt und vielfältig für Erwachsene und Kinder und nicht zuletzt für Kleintiere und Insekten. Der Vortrag voller Ideen und Anregungen wird im Rahmen des Biodiversitätskonzeptes der Stadt Isny angeboten.
Anmeldung über www.vhs-isny.de
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Grabenweiher und Bremerweiher
Im innerstädtischen Bereich von Isny gibt es erstaunlich viele Wasserlebensräume zu entdecken. Dazu gehört unter anderem der Grabenweiher als Teil der alten Stadtbefestigungsanlage, der Bremerweiher als ehemaliger Sägewerksweiher und auch einige Fließgewässer, wie die nahe an den beiden Stillgewässern vorbeifließende lsnyer Ach. Charakteristisch für diese Gewässertypen sind verschiedene Teillebensräume wie das Freiwasser, der Gewässerboden, die Uferzonen sowie die angrenzenden Vegetationsstrukturen. Sie alle bieten einer Vielzahl von Tieren und Pflanzen eine geeignete Lebensstätte.
Kurpark
Obwohl der Kurpark als wichtiges Naherholungsziel stark besucht ist, eignet er sich hervorragend für Tierbeobachtungen. Vor allem Wasservögel wie Höckerschwäne, Stockenten, Blässhühner und Reiherenten haben sich längst an die Anwesenheit des Menschen gewöhnt. Sie bringen im Kurpark zum Teil sogar ihre Jungen zur Welt. Auch der Graureiher ist ein regelmäßiger Gast im Park. Er geht in der Ach und im Stadtbach gerne auf Fischfang.
Die Wasserqualität ist in den beiden Fließgewässern hoch – ebenso wie im Grabenweiher und im Bremerweiher. Frühere Verunreinigungen durch Stadtabwässer sind längst Geschichte. Das spiegelt sich auch in der hohen Artenvielfalt in den Wasserlebensräumen des Kurparks. So schwimmen in den Gewässern nicht nur Karpfen, sondern auch Bachforellen. Die rot und weiß getupften Fische können nur in sauberem, kaltem und sauerstoffreichem Wasser überleben.
Der Biber
Der dämmerungs- und nachtaktive Biber taucht neuerdings im Innenstadtbereich von Isny auf. Mit etwas Glück lässt sich das bis zu 35 Kilogramm schwere Nagetier sogar im Graben- und Bremerweiher beobachten. Die Tiere wandern über die nahe gelegene Ach in den Kurpark ein, um auf Nahrungssuche zu gehen. Als Pflanzenfresser ernähren sich Biber von Rinde, Knospen, Blättern, Wasserpflanzen und Hochstauden. Sie fällen mit ihren scharfen Schneidezähnen Bäume, um ans frische Grün zu gelangen. Um das zu verhindern, werden viele Bäume im innerstädtischen Bereich mit einem Drahtschutz gesichert. Biber sind regelrechte Flussbaumeister, die Dämme aufstauen und so die Landschaft umgestalten.
Der Stadtbach - Ein Mosaik aus wertvollen Lebensräumen
Der lsnyer Stadtbach (Krummbach) verläuft in Teilen der Innenstadt unterirdisch und wird erst im Bereich des Kurparks wieder sichtbar. Hier fließt er in den Stadt graben und versorgt den Grabenweiher mit Frischwas ser. Das Wasser, der Uferbereich und die angrenzenden Hochstaudenfluren beherbergen viele Tier- und Pflanzenarten, die entweder aquatisch im Wasser oder amphibisch im Ubergangsbereich zwischen Wasser und Land leben. Kleine, naturnah gestaltete Fließgewässer weisen oft eine erstaunliche Biodiversität auf. Viele Arten profitieren von der hohen Strukturvielfalt, die entsteht, wenn verschiedene Kleinlebensräume auf engem Raum aneinandergrenzen. So gedeihen im Wasser des Stadtbachs dichte Pflanzenbestände mit Wasserstern, Tausendblatt, Fischkraut und Wasserpest. Die Wasserpflanzen schaffen durch ihre dreidimensionale Struktur zusätzlichen Lebensraum für Insekten, Krebse, Schnecken und andere kleine Wassertiere. Sie schützen Jung- und Kleinfische vor Räubern, reduzieren die Fließgeschwindigkeit und dienen Wasservögeln als Nahrung.
Die Ufersäume des Stadtbaches
Sehr artenreich ist auch die Hochstaudenflur, die den Stadtbach an den Ufern begleitet. Sie dient nicht nur als Kontaktzone zwischen Wasser und Land, sondern auch als lineares Vernetzungselement entlang der Ufer. Im Schutz von Mädesüß, Sumpf-Storchschnabel, Rauhaarigem Weideröschen und Sumpf-Schafgarbe können Kleintiere leichter wandern und sich ausbreiten. Um die hohe Artenvielfalt langfristig zu sichern, werden die Hochstauden am Stadtbach nur alle ein bis zwei Jahre abschnittsweise und zeitlich versetzt gemäht
Raupen stehen auf Brennnesselblätter
Der Brennnesselbestand an der gegenüberliegenden Böschung sieht nur auf den ersten Blick wie ein ungepflegter „Unkrautstreifen“ aus. In Wirklichkeit ist er eine wahre Insel der Artenvielfalt. Die Große Brennnessel gilt in unseren Breiten als eine der besten Raupenfutterpflanzen und sichert einigen unserer auffälligsten Tagfalterarten das Überleben. Die Raupen von Tagpfauenauge und Kleinem Fuchs ernähren sich von Brennnesselblättern, ebenso wie der Nachwuchs von Admiral, Distelfalter, Landkärtchen oder C-Falter. Dazu kommt noch ein ganzes Heer von Nachtfalterarten, deren Raupen die Blätter mit den Brennhaaren mögen.
Lebensraum Parklandschaft
Im städtischen Umfeld zählen Parkanlagen mit ihren alten Einzelbäumen und kleineren Baumgruppen einerseits zu den Lebensräumen mit großer Naturnähe. Andererseits wird in ihnen der gestalterische Einfluss des Menschen oft besonders deutlich. So finden sich in vielen Parks neben einheimischen Bäumen auch Arten aus aller Welt. Gerade unter den Altgehölzen finden sich oft Exoten. Als sie gepflanzt wurden, spielte auch der jeweilige Zeitgeist eine Rolle - manche exotische Bäume wie Ginkos oder Mammutbäume waren zu bestimmten Zeiten einfach in Mode.
Auch in den Parklandschaften des „Isny Ovals" wachsen neben heimischen Rot- und Hainbuchen, Linden, Spitzahornen und Stieleichen, einige Exoten wie Mammutbäume, Roteichen, Schwarzkiefern und eine Serbische Fichte. All diese alten Bäume prägen nicht nur den Naherholungs- und Wohlfühlraum Parklandschaft, sondern tragen als Sauerstofflieferanten und Schadstofffilter auch viel zu einer Verbesserung des Kleinklimas in der Stadt bei
Alte Gehölze – Schwerpunkte der Biodiversität
Wenn Bäume ein Alter von 80 oder mehr Jahren erreichen, werden sie zu regelrechten Hotspots der Artenvielfalt. Hunderte von wirbellosen Kleintieren, Pilzen, Flechten, Säugetieren und Vögeln können die Klein- und Kleinstlebensräume auf und in solchen Altgehölzen besiedeln. Eine einzige alte Eiche beherbergt bis zu 300 verschiedene Tierarten - vom flinken Eichhörnchen über Singvögel wie Kleiber, Buchfink oder Kohlmeise bis hin zum Heer der Insekten, Würmer und Spinnen
Lebensraum Rohboden
Offene Bodenoberflächen sind ökologisch sehr wertvolle Lebensräume. Sie werden als Rohböden bezeichnet und kommen sowohl an trockenen als auch an feuchten oder nassen Standorten vor. Die nackten Böden zeichnen sich durch eine geringe oder gänzlich fehlende Pflanzendecke aus. Da auf den offen liegenden Kies-, Sand- und Lehmflächen der Humus fehlt, sind sie meist mager, also nährstoffarm.
Im Siedlungsbereich entstehen Rohbodenbiotope vor allem auf Baustellen. Sie bilden sich auch entlang von unbefestigten Wegen, Straßenrändern und Gleisanlagen oder im Umfeld von Sportstätten. Charakteristisch für den Sonderstandort „Rohboden" ist die große Dynamik. Die nackten Böden existieren häufig nur für eine begrenzte Zeit. Gerade auf Baustellen werden Materialdepots und Rohbodenflächen häufig umgelagert. Darüber hinaus werden die offenen Böden meist rasch von Pflanzen besiedelt und wachsen dann in kürzester Zeit zu.
Ein Platz für Spezialisten
Direkte Sonneneinstrahlung, geringes Wasserrückhaltevermögen, Nährstoffmangel, häufige Bodenumlagerungen, wenig Versteckmöglichkeiten - die Lebensbedingungen auf neu entstandenen Rohböden sind extrem. Es gibt aber Tiere und Pflanzen, die sich eigens auf solche Lebensräume spezialisiert haben.
Sie werden als Pionierarten bezeichnet und kommen mit den schnell wechselnden Bedingungen an solchen Standorten besonders gut klar. Meist handelt es sich dabei um konkurrenzschwache Arten, die ohne neue Störungen des Lebensraums bald durch nachfolgende Arten verdrängt werden.
Die Stadtmauer
Viele städtische Lebensräume sind künstlich entstanden. Ein gutes Beispiel dafür sind alte Mauern, die Wände historischer Gebäude und verwinkelte Dächer. Als wertvolle Strukturelemente im Siedlungsrau m weisen sie oft eine erstaunlich hohe Biodiversität auf. Sie werden häufig von Spezialisten aus dem Tier- und Pflanzenreich besiedelt, die in den Bauwerken geeignete Ersatzlebensräume vorfinden. Mauerritzen, Löcher, Nischen, Dachvorsprünge und reich strukturierte Fassaden dienen ihnen als Wohnort, Versteck oder als Platz für Nahrungssuche und Jagd.
Die lsnyer Stadtmauer beherbergt ihre ganz eigene Tier und Pflanzenwelt. An manchen Stellen ist das Mauer werk großflächig mit Efeu bedeckt. Der immergrüne Kletterkünstler wächst mit Hilfe seinen Haftwurzeln senkrecht an Bäumen, Felsen und Mauern empor. Da die Pflanze erst im Herbst blüht, stellt sie zu dieser Jahreszeit eine wichtige Nahrungsquelle für Schwebfliegen, Wespen, Wildbienen, Hummeln und Falter dar. Neben dem Efeu gibt es weitere Spezialisten aus dem Pflanzenreich, denen kleinste Unebenheiten im Mauerwerk ausreichen, um sich dauerhaft festzusetzen. In den Fugen der Stadtmauer wachsen neben Flechten und Moosen auch Farne wie der Mauerfarn oder Blütenpflanzen wie Zimbelkraut und Gelber Lerchensporn.
Ein Paradies für wärmeliebende Tierarten
Alte Mauern sind auch ein ausgezeichneter Lebensraum für Wildbienen, Hummeln und andere Insekten, die es gerne warm und trocken haben. In kleinen Ritzen und Spalten finden sie Nist-, Schlaf- und Uberwinterungsquartiere. Häufig lassen sich an der lsnyer Stadtmauer auch Ameisen und Spinnen beobachten. All diese Kleintiere werden von verschiedenen Vogelarten und geschickt kletternden Eidechsen erbeutet.
Der Obere Grabenweiher
Der alte Stadtgraben, die Zwingermauer und der 1402 erbaute Diebsturm sind Zeugnisse mittelalterlicher Befestigungsanlagen. Sie dienten einst der Verteidigung der Stadt und verstärkten die Wehrfähigkeit der lsnyer Bürger an der südlichen Stadtmauer. Der „Obere Grabenweiher" als Teil des ehemaligen Stadtgrabens hat sich bis heute erhalten, war aber zwischenzeitlich stark verlandet. Er wurde um 1930 vom Reichsarbeitsdienst wieder freigelegt und vertieft. Seit dieser Zeit führt er auch wieder Wasser. Er wird vom Stadtbach (Krummbach) gespeist. Heute ist der Obere Grabenweiher ein interessanter Lebensraum für viele Wassertiere und Pflanzen.
Im Wasser wimmelt es von Leben
Kleine, fischarme Gewässer wie der Obere Grabenweiher sind ein wahres Paradies für im Wasser lebende Kleintiere. Neben Wasserschnecken, Muscheln, Kleinkrebsen, Würmern, Egeln und Wassermilben lebt ein ganzes Heer von Wasserinsekten in solchen Stillgewässern: Wasserläufer flitzen mühelos über die Gewässeroberfläche, indem sie die Oberflächenspannung des Wassers ausnutzen. Wasserkäfer, Ruderwanzen und Wassermilben nutzen als geschickte Schwimmer den freien Wasserraum. Der Gewässergrund wird von Zuckmücken-, Köcherfliegen- und Eintagsfliegenlarven besiedelt - und von räuberisch lebenden Libellenlarven. Als geschickte Jäger erbeuten sie ihre Opfer mit einer zur Fangmaske umgebildeten Unterlippe. Viele Wasserinsekten verbringen dabei nur ihr Larvenstadium im Wasser. So lassen sich am Oberen Grabenweiher in den Sommermonaten häufig erwachsene Libellen da bei beobachten, wie sie an den Uferrändern entlang
patrouillieren.
Der Wald im Stadtgraben
Unmittelbar hinter der Nikolaikirche und der Kirche Sankt Georg und Jakobus verläuft der tief ein geschnittene nördliche Stadtgraben. Dieser Teil des Isny Ovals stellt einen vergleichsweise extensiv genutzten Bereich der Innenstadt dar. Da im ehemaligen Stadtgraben über viele Jahrzehnte hinweg kaum Nutzungs- und Pflegeeingriffe stattfanden, konnte sich ein dichter Gehölzsaum mit einheimischen Bäumen entwickeln. Heute wächst hier ein artenreicher Laubwald mit Eschen, Stieleichen. Bergahornen, Bergulmen, Sommerlinden sowie Rot- und Hainbuchen. Der naturnahe Waldlebensraum bildet einen interessanten Kontrast zu den oft mit exotischen Bäumen angereicherten Gehölzstrukturen in den Parklandschaften der Innenstadt. Auf dieser kleinen, wilden Insel aus Altgehölzen finden viele Waldarten eine geeignete Lebensstätte.
Totholz ist voller Leben
Die zum Teil sehr alten Laubgehölze im Stadtgraben weisen oft abgestorbene Bereiche auf. Dieses tote Holz erfüllt wichtige Funktionen. Es dient zahlreichen Vögeln, Insekten, Pilzen, Moosen und Flechten als Lebensraum und Nahrungsquelle. So zimmern Spechte ihre Bruthöhlen gerne in morsche Stämme - und schaffen so Wohnraum für Fledermäuse, Siebenschläfer, Eulen, Kleiber und einige andere höhlenbrütende Vogelarten. Die Baumhöhlen werden als Winterquartier, Brutplatz oder Unterschlupf genutzt. Umgefallene Bäume, abgestorbene Aste, noch aufrecht stehende, tote Baumstämme und Baumstümpfe werden zwar als Totholz bezeichnet - in Wirklichkeit sind sie voller Leben. So benötigen rund 1500 heimische Käferarten abgestorbenes Holz, zum Beispiel als Nahrung für ihre Larven.