Bürgermeister Tomasz Zak (rechts) überreicht eine Skulptur an Bürgermeister Rainer Magenreuter

Wenn Freunde feiern: 25 Jahre Städtepartnerschaft Isny - Andrychow


am 12.10.2022 von Barbara Rau

Freude und Fröhlichkeit aber auch Momente der Besinnung und gerührte Gesichter kennzeichneten den Festakt zur Feier von 25 Jahren Städtepartnerschaft zwischen Isny und Andrychow. Eine große Delegation mit 30 Personen war aus Polen angereist, um mit den Isnyern zu feiern.

Vier Tage verbrachten die Gäste aus Polen im Allgäu und die Isnyer Gastgeber hatten sich für sie ein umfangreiches Programm ausgedacht. Das reichte von Stadtführung und Unternehmensbesuch bei Jagdwaffen Blaser über den Besuch des Schmalzmarkts, der Kunsthalle im Schloss bis zur Tour mit Bürgermeister Rainer Magenreuter rund um Isny und seine Ortschaften. Ein Gottesdienstbesuch in St. Maria mit Kirchenkaffee in St. Michael und dem Gang zu den Gräbern von Manfred Behrning und Helmut Morlok, ohne die es die Partnerschaft nicht gäbe, gehörte ebenfalls dazu. Höhepunkt war die Fahrt am Freitag an den Bodensee mit Besuch des Zeppelinmuseums in Friedrichshafen. Abends war gemeinsames Essen im Dorfgemeinschaftshaus Großholzleute.

Freunde geworden

Beim Festakt im Kurhaus am Sonntagabend wurde deutlich, welche Wertschätzung die Partnerstädte sich gegenseitig entgegenbringen. Es waren viele Worte der Freundschaft zu hören aber auch der Mahnung, dass die Völkerverständi-gung ein hohes aber zerbrechliches Gut ist, das es stetig zu pflegen gilt. Für Andrychows Bürgermeister Thomas Zak, bestimmt der Zufall das Leben und auch die Begründung dieser Partnerschaft. Der Zufall habe zur Begegnung von Helmut Morlok und seinen Söhne in Polen mit dem Biologen, Maler und Bildhauer Jan Zielinski geführt und daraus sei Freundschaft entstanden. Zak erinnerte daran, dass sich später die damaligen Bürgermeister Tadeusz Wozniak und Manfred Behrning und dessen Frau Merete trafen und in herzlicher Atmosphäre erste Kontakte knüpften. Die 1997 besiegelte Städtepartnerschaft entwickelte sich und „es entstand eine starke Kooperation im Bezug auf Vereine, Schulen und Privatpersonen“. Zak ist überzeugt, dass alle von der sehr gefestigten und intensivierten Verbindung profitieren. Am Ende seiner Rede bat er die Anwesenden, aufzustehen, für den Frieden und auch für Viktoria Doris Graenert, „die Mutter der Partnerschaft“, der dabei die Tränen in den Augen standen.
Bürgermeister Rainer Magenreuter erinnerte an die schwierige gemeinsame Vergangenheit von Polen und Deutschland, weshalb das Jubiläum erst recht ein Grund zur Freude sei. „Heute sind wir Europäerinnen und Europäer, die Freundschaft und enge Kontakte pflegen und sich gegenseitig zu schätzen wissen. Auch wenn es manchmal zwischen den Regierungen knirscht und die politischen Meinungen auseinandergehen, so wissen wir doch alle, dass nur Zusammenhalt, Toleranz und gegenseitiges Verständnis einen tragfähigen Weg für die Zukunft bedeuten.“
Doris Graenert, die die Partnerschaft von Anfang an begleitet und vorangebracht hat, nannte es ein großes Geschenk, „dass aus den polnischen Bekannten Freunde wurden und daraus eine Städtefreundschaft entstand“. Polen sei für sie die zweite Heimat geworden. Sie wünsche sich, dass nachfolgende Generationen das Hundertjährige feiern.

Ehrenmedaille für Tadeusz Wozniak

Sich dafür einzusetzen, dazu rief auch Tadeusz Wozniak auf. Der frühere Bürgermeister Andrychows, der den Partnerschaftsver-trag 1997 unterzeichnet hat, erhielt von Bürgermeister Magenreuter die „Ehrenmedaille 600 Jahre Freie Reichsstadt Isny“, die höchste Auszeichnung, die Isny zu vergeben hat. Wozniak nannte es eine große Ehre, die Ehrenmedaille zu bekommen. Nur ein Teil davon gebühre ihm, ohne Andere wäre die Partnerschaft nicht möglich gewesen. Er habe vor fünf Jahren beim letzten Jubiläum gehofft, man sehe sich beim Jubiläum 25 Jahre Partnerschaft wieder, „aber ich habe nicht gedacht, dass ich so etwas Schönes erleben darf“. Auch Jan Zielinski hätte für seine Verdienste die Ehrenmedaille bekommen sollen, leider war er aber erkrankt und bekommt sie in Polen nachgereicht. Dass die Ansprachen von beiden Seiten verstanden wurden, dafür sorgten die Dolmetscher und Übersetzer Teresa Krawetkowski und Slawek Lesiak.
Die Feier bekam durch Musik einen besonderen Rahmen. Die Pikkolino Band der Stadtkapelle spielte unter der Leitung von Stadtmusikdirektor Thomas Herz und das Essen wurde von Preisträgern der Jugendmusikschule begleitet. So richtig ausgelassen wurde es danach, als Leszek Ścibik, der Leiter des Kulturzentrums Andrychow mit seiner Familienband aufspielte und bewies, dass Polinnen jodeln können. Am Ende wurde sogar getanzt. Die Allgäuer bekamen zudem eine Hausaufgabe: „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ beim nächsten Besuch in Andrychow auf Polnisch zu singen.