Legende Fließpfeile mit Überflutungsausdehnung

Starkregenereignisse sind unberechenbar


am 10.04.2025 von Barbara Rau

Die vielen Tobel in der Adelegg kanalisieren bei Starkregenereignissen die Wassermassen. Das Büro Fassnacht Ingenieure hat Gefahrenkarten erstellt, die Interessierten vor allem aus den Ortschaften an der Adelegg von Johannes Fassnacht und Laura Singer jetzt im Rathaus vorgestellt wurden.

Starkregen bedeute hohe Intensität des Niederschlags, hoher Abfluss und kurze Vorwarnzeit, erläuterte Laura Singer. Sie erläuterte den Starkregenindex, die Vorgehensweise bei der Erstel-lung der Starkregenkarten und die Simulationsgrundlage. „Wir arbeiten immer mit dem worst case-Szenario“, betont Laura Singer. Berechnet wurde in einem ersten Schritt das Teilgebiet 1, Isny Ost, mit dem Teilgebiet 2, Isny West wird in Kürze begonnen.
Mit dem Video eines extremen Niederschlagereignisses am Millstädter See, machte Laura Singer deutlich, wie so ein Niederschlags aussehen kann. Es wirkte im Zeitraffer, als würde eine riesige Wasserwanne ausgekippt. Wegen der Tobel käme am Fuß der Adelegg bei einem derart heftigen Ereignis eine enorme Menge Wasser an. Starkregenereignisse, die auch für das Allgäu immer wahrscheinlicher werden, sind sehr kleinräumig und schwer vorherzusagen – auch das macht sie so gefährlich. Der Idee Regenwasser- und Schmutzwasserkanäle ausreichend groß zu dimensio-nieren, erteilt Singer eine Absage. „Diese Kanäle sind grundsätzlich zu klein, sie sind dafür nicht ausgelegt und müssen das auch nicht sein.“ Ebenfalls unrealistisch wäre es, in jedem Tobel ein Rückhaltebecken zu bauen, erklärt Johannes Fassnacht. „Die Spitze ist so brutal, da gibt es keine Schutzwirkung.“ Das sehe auch das Regierungspräsidium so.
Er erklärt, eine Gefährdungsanalyse brauche viel Zeit, aber die Ergebnisse sollten belastbar sein. Mit sogenannten Steckbriefen werden einzelne „kritische Objekte mit öffentlichem Bezug“, wie Schule, Feuerwehrhaus, Kindergarten oder auch Verkehrsinfrastruktur detailliert im Rahmen der Risikoanalyse betrachtet. Hierzu gehören z.B. der Kindergarten Bolsternang oder die Feuerwehr in Rohrdorf. Danach komme man ins Handlungskonzept, es können Schwachstellen benannt und vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden. Das kann ein erhöhter Lichtschacht oder eine verstärkte Kellertür sein. Wichtigster Punkt sei aber die Informationsvorsorge, sprich die Sensibili-sierung der Öffentlichkeit. „Wir sprechen von ‚Hochwasseramnesie‘ – einige Wochen reden alle vom Ereignis und dann gerät es wieder in Vergessenheit“, warnt Fassnacht.
Die Kommune ist für die allgemeine Daseinsvorsorge zuständig, für den Schutz von Leben, Gesundheit und hohen Sachschäden.

Aktiv zum Krisenmanagement beitragen

Dafür braucht es ein Krisenmanagement aber auch Flächenvorsorge (vorausschauende Planung), eine Konzeption für kommunale Bau- und Unterhaltungsmaßnahmen und eine Messnetzkonzeption. Das Krisenmanagement wird im Rathaus Isny von Ordnungsamtsleiter Klaus Hägele federführend vorbereitet. „Das funktioniert aber nur, wenn alle aktiv dazu beitragen“, betonte Hägele. Er sei auf die Zusammenarbeit vieler Akteure, wie Ortsvorstehern, Bauhöfen, Feuerwehrabteilungen, Bau- und Liegenschaftsamt, angewiesen. „Gerade aus den Ortsverwaltungen, dort, wo man sich auskennt, können wichtige Fakten und Informationen geliefert werden, die das Krisenmanagement noch zielführender machen.“
Die Bevölkerung kann selbst ebenfalls beitragen, indem beispielsweise mutmaßlich kritische Abflussstellen gemeldet werden oder grundsätzlich jegliche Ablagerungen an und in Gewässerbetten unterlassen wird. Fassnacht gibt zu bedenken, dass die Kommune nicht alles übernehmen kann und Privatleute für ihren Schutz selbst ebenfalls verantwortlich sind. Dabei ist allerdings zu beachten, dass Maßnahmen und Veränderungen zum eigenen Schutz die Situation für den Nachbarn oder den nächsten Anlieger nicht verschlechtern dürfen.
Einer der Anwesenden gab zu bedenken, dass man bei einem Extremregenereignis über dem Rohrdorfer Tobel nicht mehr von Rückhaltemaßnahmen sprechen müsse, sondern dass nur noch Flucht in Frage komme. Auch darauf und die entsprechende Alarmierung der Bevölkerung bereitet sich das Krisenmanagement vor, stets verbunden mit der Hoffnung derartige Vorbereitungen niemals anwenden zu müssen wie Hägele sagte.