Stadtförster Johannes Merta geht in den Ruhestand
am 14.03.2024 von Barbara Rau
Stadtförster Johannes Merta hat 31 Jahre den Isnyer Stadtwald betreut. Nun übergibt er seine Arbeit einem Nachfolger und geht in den Ruhestand. Verwaltung und Gemeinderat verabschiedeten ihn im Technischen Ausschuss mit viel Lob für seine hervorragende Arbeit im Stadtwald.
Am 1. April 1993 übernahm Johannes Merta als junger Förster die Betreuung des Isnyer Stadtwalds. Nach dem Studium in Rottenburg und seiner ersten Stelle in Neckartenzlingen, war es das zweite Revier für ihn. Und dieses Revier hat ihn positiv überrascht. Was den Waldumbau anging, war der Isnyer Stadtwald damals nämlich weiter als andere Forst-gebiete. Inspiriert worden sei seine Förstergeneration damals von einem Waldbaureferenten beim Land, der den natur-gemäßen Waldumbau propagierte. „Der funktionierte zu der Zeit jedoch nur mit Zäunen. Ein Viertel bis ein Drittel des Stadtwalds war im Zaun“, erinnert sich Merta. Die Zaununterhaltung aber habe viel Arbeit gemacht, nach jedem Gewittersturm habe man beispielsweise die Zäune ablaufen müssen. „Außerhalb der Zäune bekam man jedoch außer der Fichte keine Bäume hoch.“ Schuld waren stark überhöhte Rehwildbestände, an der Adelegg auch Rotwild. Das hat sich glücklicherweise geändert. Das jagdliche Problem habe sich heute in den meisten Jagdrevieren deutlich verbessert. Das sei Akteuren in den Jagdgenossenschaften zu verdanken, Merta nennt Josef Anwander in Neutrauchburg und Hans Rusch in Großholzleute. „Wenn sich da nichts bewegt hätte, hätten wir keinen Erfolg im Forst gehabt.“ Er sei auch den Jägern, die sich umgestellt haben, dankbar. Dass es so laufe, wie im Stadtwald, sei keine Selbstverständlichkeit.
Technik und Maschineneinsatz änderten sich
Bewegt hat sich in Mertas Dienstzeit ganz viel in Sachen Technik und Maschineneinsatz. In den ersten Jahren nahmen die Sägereien fast nur Langholz an und dies nur entrindet. In den ersten beiden Jahren erfolgte das Entrinden noch teilweise von Hand – eine harte Arbeit. Meist wurde aber schon ein Lohnunternehmer mit Entrindungsmaschine eingesetzt, so dass nur noch ein kleiner Teil von Hand zu erledigen war. Und dann kamen irgendwann die Vollernter. „Ich habe mir am Anfang nicht vorstellen können, dass die schonendste Erntemethode für den Bestand eine Kombina-tion von Forstarbeitern, die fällen und den Erntemaschinen ist.“ Die zu entnehmenden Einzelbäume werden zu einer Rückegasse hin gefällt und dort erledigt der Vollernter den Rest.
Bäume zu fällen sei nach wie vor gefährlich, aber die heutigen hydraulischen Fällkeile, die der Forstwirt aus sicherer Entfernung per Funk steuern kann, hätten einiges zur Sicherheit beigetragen.
Eine Veränderung bedeuteten auch die Mobiltelefone, die seit 1989 eingesetzt werden. Vorher musste der Stadtförster noch persönlich jeden Mitarbeiter draußen im Wald aufsuchen. „Manchmal standen Holzfuhrleute mit Riesenfahr-zeugen vor der Haustür und fragten, wo das Holz liege“, erinnert er sich schmunzelnd. Die nächste große Erleichterung seien die Tablets gewesen. Mit GPS könne man nun nachsehen, wo man sich gerade befindet und wo die Grundstücksgrenzen sind. Sie seien früher viel mit papiernen Karten durch den Wald gelaufen und hätten Grenzsteine gesucht.
Stets von Verwaltung und Gemeinderat unterstützt
Johannes Merta war nicht nur Isnyer Stadtförster. Als Beamter beim Landkreis war er sowohl für die volle Betreuung von Körperschaftswäldern wie den Isnyer Stadtwald und den Wald der Evangelischen Hospitalstiftung, als auch für Privatwald zuständig, in dem er nur auf Anfrage tätig wurde. Insgesamt lagen1.500 ha Wald in seiner Verantwortung, die Hälfte davon voll betreut. Diese Kombination habe ihm sehr gut gefallen. Die Zusammenarbeit mit der Stadt und der Evangelischen Kirche lobt er dabei sehr. Bauamtsleiter Claus Fehr habe ihn in allem immer sehr unterstützt, insbesondere auch, als er vorschlug, Forstwirte selbst auszubilden. Gut sei auch die personelle Kontinuität gewesen. Zum einen die vielen Jahre mit Claus Fehr und zum anderen mit Forstwirtschaftsmeister Konrad Prinz. „Der war schon da, als ich gekommen bin und er macht auch noch weiter.“ Diese Beständigkeit sei eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg gewesen. „Für seine hohe Identifizierung mit dem Betrieb bin ich sehr dankbar. Er hat immer mit mir an einem Strang gezogen.“ Menschlich und fachlich sei Prinz ein Glücksfall.
Ebenfalls als positiv hat Merta erlebt, dass der Isnyer Gemeinderat im Großen und Ganzen sehr waldfreundlich ent-schieden habe, auch in Zeiten knapper Kasse. Sinnvolle Zukäufe hätten geholfen, den Stadtwald zu arrondieren. „Das Schmerzhafteste aus heutiger Sicht ist aber, dass der größte Zukauf, der Wald auf der Adelegg, leider nicht gelungen ist“, bedauert Merta sehr.
Zum Schönsten gehöre für ihn, zu sehen, wie die naturgemäße Waldwirtschaft mit Einzelentnahmen gelinge. Und er ist dankbar, dass in seinen Dienstjahren nie Katastrophen den Stadtwald heimgesucht haben. Es habe sich um relativ unbedeutende Schadensfälle gehandelt, selbst von Sturm Lothar sei man seinerzeit nur am Rande betroffen gewesen.
Während Konrad Prinz die Forstwirte ausbildete, hat Merta die Traineeausbildung übernommen, vergleichbar mit einem Referendariat. Etwa zehn jungen Männern und Frauen konnte er sein Wissen weitergeben, „das war ausgespro-chen erfüllend“. Mertas Nachfolger Benjamin Lapp war sein erster Trainée. „Es ist schon 12 Jahre her, aber er erinnert sich noch an Vieles hier sehr genau“, freut er sich. „Und wir hatten das Glück, dass wir noch zwei Monate zusammen arbeiten konnten.“ Die größte Herausforderung seines Nachfolgers werde sein, dass die Schadensfälle durch den Klimawandel zunehmen werden. Er drücke ihm die Daumen, dass er nicht bloß Schadholz hinterherlaufen müsse, sondern ebenso viel aktiv gestalten könne, sagt der scheidende Stadtförster.