12. Energiegipfel Guntram Fischer und Bürgermeister Magenreuter

Isny befasst sich mit „Freiheitsenergien“ schon länger als Berlin


am 29.03.2022 von Barbara Rau

Der 12. Isnyer Energiegipfel am letzten Märzwochenende hätte nicht aktueller und bedeutsamer sein können. Der Krieg in der Ukraine, die Abhängigkeit von russischem Gas und der jüngste Bericht des Weltklimarats machten die Vorträge der Fachleute noch eindrücklicher, ja geradezu „politisch aufgeladen“, wie es Dr. Guntram Fischer, Vorsitzender des „Regionales Energieforum Isny (REFI)“ beim Eröffnungsabend am Freitag formulierte.

„In Berlin werden die „Freiheitsenergien“ gerade entdeckt – in Isny hatten wir diese Erkenntnis schon vor 14 Jahren“, sagte Bürgermeister Rainer Magenreuter bei der Eröffnung. Den Energieausstieg aus Atom und Kohle halte er für sehr richtig. Aber der Ausstieg bedinge natürlich den Einstieg in die Erneuerbaren Energien. Denn die regenerativ erzeugte Energie bedeute Unabhän-gigkeit von Autokraten und „lässt das Geld in unseren Taschen“.

Energieversorgung in Bürgerhand

„Energieversorgung gehört in Bürgerhand“, betonte auch Guntram Fischer und REFI wolle nicht nur dazu beitragen und diese Entwicklung weiter anstoßen, sondern sie direkt einfordern. Als überparteilicher und „streitbarer“ Verein teile man Erkenntnisse gern mit Entscheidungsträgern. „Vor Ort müssen wir zu Lösungen kommen und dürfen nicht auf die Politik warten“, so der Appell von Fischer.
Der Vortrag von Wetterfachmann Roland Roth, so unterhaltsam er auch war, ließ keinen Zweifel am Ernst der Lage. Die Erkenntnis daraus: Obwohl Wissenschaftler schon seit Jahrzehnten den Klimawandel thematisieren, wurden die letzten zwei Jahrzehnte, in denen eine deutliche Ver-langsamung noch möglich gewesen wäre, politisch und gesellschaftlich verschlafen. Dazu gehört die Stilllegung von Bahnstrecken, wie die von Leutkirch über Isny nach Kempten, die Roth sehr bedauert und symbolhaft nannte. Der Klimawandel ist in Oberschwaben und im Allgäu längst angekommen, hier sei die Erwärmung stärker als im Norden Deutschlands, machte Roth klar. „Die Zeche für den Klimawandel zahlen wir alle, verhindern können wir ihn nicht mehr.“
Dass eine Kehrtwende bei den Emissionen dringend notwendig ist, verdeutlichte auch Referent Christof Drexel. „Selbst wenn wir jetzt nichts mehr emittieren, werden wir nicht mehr unter 1,5 Grad bleiben.“ Nur auf Technologie zu setzen, damit es nicht schlimmer kommt, reiche nicht. „Es wird nicht nur mit den Erneuerbaren Energien funktionieren, sondern braucht auch Effizienz und Suffizienz.“ Jeder könne und müsse mit seinem Lebensstil dazu beitragen. Wie, das zeigte Drexel sehr anschaulich auf. Von der Wahl des Verkehrsmittels über die Dämmung von Gebäuden bis zu den Essgewohnheiten reicht dabei die Palette. Und es brauche niemand in Europa auf die Chine-sen zu zeigen, China sei Weltmeister bei Wind und Solar. Außerdem: „Europa hat kulturelle Ver-antwortung, wir haben den Klimawandel mit unserer industriellen Revolution begonnen.“

Eröffnungsabend ein Höhepunkt

Für Guntram Fischer war dieser praktisch voll besetzte Eröffnungsabend ein Höhepunkt, wie er im Nachgang verrät. Der gesamte Gipfel sei aus Sicht von REFI ein voller Erfolg, die Referenten dank örtlicher Sponsoren hochkarätig gewesen und die Erwartungen seien übertroffen worden. Angenehm überrascht habe ihn, dass auch die Vorträge am Samstag und Sonntag großen Zuspruch erfuhren. „Nachdem viele konkrete Lösungsansätze für Isny und das Allgäu aufgezeigt wurden, hoffen wir von REFI nun, dass sowohl die Bürger, die Landwirte und die Kommune umgehend in die Umsetzung gehen, um den lokalen und regionalen Beitrag zur Abschwächung des Klimawandels hier und jetzt umzusetzen“, erklärt Fischer.

Onlineübertragung hat sich bewährt

Das Digitale Zukunftszentrum Leutkirch hat die hybride Durchführung des Energiegipfels ermöglicht, also die Online-Übertragung aller Vorträge. So konnte ein Referent auch aus Frankreich zugeschaltet werden. Vor allem aber konnten die coronabedingten Einschränkungen der zur Verfügung stehenden Zuhörerplätze im Kurhaus ausgeglichen werden. „So erreichten wir einen noch weiteren Kreis an Interessierten“, freut sich Fischer. Pro Tag gab es 200 bis 500 Aufrufe. Bis in die Nacht hinein hätten sich Nutzer in die Videos eingeklickt. Wer sich jetzt noch den einen oder anderen Vortrag anhören möchte, findet den passenden Link auf www.energieforum-isny.de

Info: Statistik Live-Aufrufe:
25.03.2022 Live 501 Aufrufe
26.03.2022 Live 451 Aufrufe
27.03.2022 Live 314 Aufrufe
Gezählt wurde alle Aufrufe am jeweiligen Sendetermin. Aufrufe die an den folgenden Tagen erfolgt sind wurde bei dieser Auswertung nicht berücksichtigt.