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Ein Staatsvertrag fürs Abwasser – Jubiläum 30 Jahre Kläranlage Ried


am 28.04.2024 von Barbara Rau

Beim Wasser- und Abwasserverband Untere Argen (WAV) gibt es etwas zu feiern. Seit 30 Jahren ist die Verbandskläranlage Ried in Betrieb. Die Stadt Isny und der Markt Weitnau betreiben sie gemeinsam.

Es war ein ungewöhnlicher Vorgang: 1984 haben die Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg und Bayern, Lothar Späth und Franz Josef Strauß, einen Staatsvertrag unterschrie-ben, damit Weitnau und Isny einen Abwasserzweckverband gründen und eine Kläranlage gemeinsam bauen konnten. Im November 1993 floss das erste Abwasser nach Unterried und im Frühjahr 1994 konnte die Kläranlage in Unterried offiziell eingeweiht werden. Nach jahrzehnte-langen Bemühungen war dieser Erfolg vorrangig den Bürgermeistern Manfred Behrning (Isny) und Peter Freytag (Weitnau) zu verdanken. Beide Kommunen brauchten Lösungen für die Ab-wasserentsorgung und die beiden Bürgermeister hatten die Weitsicht, die Vorteile einer gemeinsamen Investition zu erkennen. Eigentlich hätten die Gemeinden Maierhöfen und Missen auch dabei sein sollen. Diese sind damals nach der Planung jedoch wieder abgesprungen.
„Unsere Umwelt kennt keine Grenzen; sie ist unsere gemeinsame Lebensbasis“, schrieben Freytag und Behrning im gemeinsamen Vorwort in der Eröffnungsbroschüre. Mit Investitionen von da-mals über 100 Mio. DM wurde „in Rekordzeit von sechs Jahren…die gesamte Verbandsanlage einschließlich Hauptsammler“ fertiggestellt, wie es darin heißt. Ein Zuschuss von 70 Prozent der Baukosten durch die beiden Länder machte es möglich. Der Bauaufwand war groß. 29 Kilometer Kanäle mussten verlegt werden. Der Stollen von der ehemaligen Kläranlage in Dengeltshofen bis zum neuen Standort in Unterried wurde bergmännisch gegraben.
Die moderne Kläranlage, an deren Maschinentechnik es kaum Veränderung gab, funktioniert seit damals hervorragend, erfüllte bislang alle Anforderungen und es wurden nie Grenzwerte über-schritten. Sie verfügt seit dem ersten Tag über eine erweiterte Reinigungsstufe (Sandfilter), um dem damaligen und bis heute gültigen Richtwert zu entsprechen.
So gut die Kläranlage bislang auch lief, so stehen durch neue Umweltvorgaben dennoch Investitionen in Millionenhöhe an. Geplant ist eine vierte Reinigungsstufe zur Spurenstoffelimination, bei der beispielsweise Medikamentenrückstände beseitigt werden.

Energieautarkie geplant

Seit einigen Jahren arbeitet man auf der Verbandskläranlage an der Erreichung der Energieautarkie. Ein Blockheizkraftwerk, das die Klärgase nutzt, läuft schon seit Jahren und auf der Maschi-nenhalle wurde eine PV-Anlage mit 44 kWp installiert. Die Nutzung der Sonnenenergie soll aus-geweitet werden.
In den 30 Jahren hat die Zusammenarbeit im WAV zwischen Isny und Weitnau immer sehr gut geklappt. Die Bürgermeister wechseln sich alle drei Jahre im Vorsitz ab, in der Verbandsver-sammlung sind entsprechend der Einwohnerzahl acht Gemeinderäte aus Isny und fünf aus Weitnau vertreten. Seit 2007 ist der Verband auch für die technische Betreuung der Wasserversor-gungsanlagen zuständig. Aus dem Abwasserzweckverband wurde damit der Wasser- und Abwasserverband. Seit Januar 2024 leitet Frau Kathrin Mücklich als technische Verbandsleiterin die Geschicke des Wasser- und Abwasserverbandes.

Info: 12 Mitarbeiter, das ganze Jahr 24/7 Bereitschaft, sechs Regenüberlaufbecken, drei Sonder-bauwerke, 38 Abwasserpumpwerke. Falls Ihr Interesse geweckt wurde, stehen die Mitarbeiter der Verbandskläranlage gerne, nach Anmeldung, zu einer Führung ab fünf Personen zur Verfügung.

Foto: Befahrung Kanal von 1992: Reihe hinten von links: Bürgermeister Peter Freytag (Markt Weitnau), Bürgermeister Manfred Behrning (Isny); vorne von links: Staatssekretär Alfons Zeller (Bayerisches Finanzministerium), Landrat Gebhard Kaiser (Oberallgäu) und Staatssekretär Josef Dreier (Forschungsministerium BW)