Luftbild Beuren Foto Liane Menz

50 Jahre Eingliederung - Beuren


am 03.11.2022 von Barbara Rau

1972 wurden die vier Ortschaften Beuren, Großholzleute, Neutrauchburg und Rohrdorf bei der Gemeindereform nach Isny eingegliedert. Die Isny Rundschau geht der Frage nach, wie sich das auf die Ortschaften ausgewirkt hat und wie es dort 50 Jahre später aussieht.

Beuren

63 Prozent der Wahlberechtigten haben 1972 in Beuren samt dazugehörigen 30 Wohnplätzen für die Eingliederung nach Isny gestimmt. Argenbühl und Leutkirch/Friesenhofen wären ebenfalls eine Möglichkeit gewesen. „Die Verspre-chungen zogen wohl nach Isny“, glaubt Ortsvorsteherin Silvia Ulrich. Auch der seinerzeitige Bürgermeister Donatus Butscher befürwortete die Eingemeindung, wie es landläufig genannt wurde, nach Isny. Am 1. Juli 1972 war es so-weit.
Im Mai 1972 wurden aus den Reihen des Gemeinderats die künftigen Stadträte gewählt, die Beuren nach der Einglie-derung in Isny vertreten sollten. Es waren Alfons Diem, Paul Haas und Johann Prinz. Laut Mitteilungsblatt vom 27. Mai 1972 waren die Gewählten „nicht gerade glücklich“ über den Wahlausgang. Warum – darüber schweigt sich der Chronist aus und leider kann keiner der Räte mehr dazu befragt werden.
Gehen wir der Frage nach, was Beuren damals versprochen und was davon tatsächlich umgesetzt wurde. Zu den vereinbarten Rechten gehört, dass die Ortschaft Aufträge von 2.000 DM bis 20.000 DM weiter selbst vergeben durfte und darf. Teuerstes und vermutlich auch wichtigstes Versprechen war die „Erstellung einer Grundschule mit Klein-turnhalle“ oder, falls das Oberschulamt das nicht genehmige, die „Erstellung einer Mehrzweckhalle“. Beuren bekam die Mehrzweckhalle, eine neue Grundschule jedoch nicht. Im Mitteilungsblatt vom 17. Juni 1972 ist zu lesen, dass das Oberschulamt, Abteilung Sportstättenbau eine Förderung für die Turnhalle genehmigte, für die Grundschule we-gen begrenzter Mittel jedoch nicht. Mit dem Bau der Mehrzweckhalle wurde 1973 begonnen und 1974 war Einwei-hung. Anfangs wurde daneben noch ein Platz für eine Grundschule vorgehalten, letztlich brauchte es den Schulneu-bau jedoch nicht. Ende der 1960er-Jahre waren Schulbuslinien eingerichtet worden und ab 1972 wurden die Schü-ler*innen der Klassen 5 bis 6 nach Rohrdorf und die der Klassen 7 bis 9 nach Isny gefahren. „Eine neue Schule ist für uns zur Zeit auch kein Thema“, erklärt die Ortsvorsteherin. „Wir haben derzeit andere Projekte, wie ein neues Feuer-wehrhaus und der katholische Kindergarten, welcher gerade in der Planungsphase ist.“ Der Schulstandort wurde aber immerhin durch den Zusammenschluss mit der Grundschule Neutrauchburg gestärkt.
Die versprochene Aussegnungshalle wurde 1976 gebaut. Neben Straßeninstandsetzungen Ausbau von Wirtschafts-wegen und der Sicherstellung der neu gebauten Wasserversorgung wurde der Ausbau des Wanderwegenetzes verein-bart, samt Anlegen von Wanderparkplätzen. Das ist auch umgesetzt worden. Ebenso wurde der Badestrand verbessert und ein Wachturm aus Holz für die DLRG gebaut. Dieser steht aber nicht mehr und der jetzige Turm gehört der DLRG.

"Es ist gut, wie es ist"

Ortsvorsteherin Silvia Ulrich sagt heute über die Zugehörigkeit zu Isny, „es ist gut wie es ist“. Bei der jüngeren Genera-tion sei, so ihr Eindruck, die Eingliederung ohnehin kein Thema. Beuren gehe es als Teil von Isny gut. Die damals ge-baute Turn- und Festhalle sei beispielsweise hervorragend renoviert worden. Zwar mit viel Eigenleistung, aber ohne die Zustimmung und die finanziellen Mitteln der Stadt hätte dieser Umbau mit komplettem Bühnenanbau, neuen Umklei-de- und Duschräume usw. nicht stattfinden können. Dankbar ist sie, dass die Ortschaften ihre Rathäuser behalten konnten. „Wir haben hier viel Publikumsverkehr, sind erste Ansprechpartner und wichtige Anlaufstelle.“ Beuren ist von allen Ortschaften am weitesten von Isny weg und daher vom ÖPNV abgehängt. Der Ort liege abseits der Haupt-strecken, deshalb werde es wohl nie so eine gute Anbindung wie in den anderen Ortschaften geben, bedauert die Ortsvorsteherin. „Das sagen wir auch allen, die hier bauen wollen.“ Spätestens wenn die Kinder nach Isny zur Schule gehen, brauche man ein zweites Auto. Dass gerade ein neues Baugebiet erschlossen wird, sei eine große Sache für Beuren. „Aber wir müssen auch darauf achten, wieviel Beuren noch verträgt. Inwieweit sich der Ort weiterentwickeln kann. Wichtig wäre dabei, auch Handwerksbetrieben eine gewisse Entwicklungsmöglichkeit zu bieten.“ Beuren solle kein Schlafdorf werden, Entwicklung müsse also mit Bedacht geschehen. Dass sie bisher maßvoll verlief, zeigen die Einwohnerzahlen. 800 Einwohner waren es 1972, jetzt sind es 900. „Ein Ort muss leben und das geht nur, wenn die Bewohner am Dorfleben Anteil nehmen“, betont Silvia Ulrich. Das sehr intensive Vereinsleben, das in der Kulturge-meinde gebündelt wird oder das Projekt Dorfladen zeigen, dass das in Beuren funktioniert.

Info: Sonderausstellung „Wir feiern die Eingemeindungen 1911 und 1972“ zu 111 Jahre Eingemeindung von Isny-Vorstadt und 50 Jahre Eingemeindung der Teilorte, im Stadtmuseum im Schloss Isny. Öffnungszeiten: Montag bis Dienstag, geschlossen; Mittwoch bis Freitag 14 Uhr bis 18 Uhr; Samstag, Sonntag 11 bis 18 Uhr.