25 Jahre Städtepartnerschaft mit Andrychow – Feiern in beiden Städten geplant


am 14.05.2022 von Barbara Rau

Im Mai 1997 wurde die offizielle Partnerschaft zwischen dem polnischen Andrychow und der Stadt Isny besiegelt. Die Kontakte zwischen den beiden Städten bestehen aber schon deutlich länger.

Helmut Morlok hat als Architekt der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Auschwitz diese deutsch-polnische Freundschaft vor vier Jahrzehnten begründet und zusammen mit Doris Graenert, die bis heute der Motor der Freundschaft ist, aufgebaut. In den 1990er-Jahren fanden sie beim damaligen Bürgermeister Manfred Behrning ein offenes Ohr für die Idee einer offiziellen Partnerschaft mit Andrychow, da dieser bereits den europäischen Osten im Blick hatte. Er fand, es sei an der Zeit nach den westeuropäischen Städtepartnerschaften für Isny auch in diese Richtung Ver-bindungen zu schaffen. Kontakte zur Deutsch-Polnischen Gesellschaft und zur deutschen Botschaft in Krakau sowie eine private Reise in mehrere polnische Städte bestärkten Behrning darin, die Partnerschaft mit Andrychow in die Wege zu leiten. „Die Aufnahme beim Kollegen Thaddäus Wozniak war sehr warmherzig“, erinnert sich der Altbürgermeister. Dass die Region landschaftlich reizvoll ist – dem Allgäu gar nicht so unähnlich – und die Nähe zur historisch bedeutenden Stadt Krakau waren weitere Gründe, eine mögliche Partnerschaft als Bereicherung zu sehen. Es gab auf beiden Seiten Menschen, denen daran sehr gelegen war. Auf polnischer Seite seien neben dem schon erwähnten Bürgermeister auch Alexander Niedecki und Jan Zielinski, sowie die Übersetzerin Johanna Fintzel Pietak genannt. Diese halfen, Vorbehalte in ihrer Stadt zu überwinden. Dass es diese Vorbehalte auch in Isny gab, verhehlen Doris Graenert und Manfred Behrning nicht. Zur offiziellen Besiegelung der Partnerschaft und zur Vereinsgründung „Städte-partnerschaft Isny-Andrychow“, kam es dann doch mit großer Zustimmung. Reger Austausch - „immer auf Augenhöhe“, wie Graenert betont – bestimmte die folgenden Jahre. Seien es private Reisen oder Besuche offizieller Delegatio-nen, seien es gegenseitige Auftritte von Musikkapellen oder zahlreiche Jugendtreffen und Schüleraustausche – die Partnerschaft lebte. Doris Graenert, die Ehrenbürgerin von Andrychow ist und der das Kavalierskreuz der Republik Polen verliehen wurde, reiste fast monatlich nach Polen, bis ihre Gesundheit und die Corona-Pandemie das nicht mehr zuließen. Die deutsch-polnische Freundschaft ist ihr dennoch Herzensanliegen geblieben.

Partnerschaft lebt durch menschliche Kontakte

Die letzten Jahre haben diese aber ziemlich belastet. Zum einen natürlich die Corona-Pandemie, die Polen heftig im Griff hatte und zur roten Zone machte. Zum anderen auch das politische Klima in Polen, das durch die Kritik Deutschlands an der polnischen Flüchtlingspolitik 2015 noch mehr eingetrübt wurde. „Dass die nicht sonderlich deutsch-freundliche PiS-Partei an der Regierung ist, hat sich ausgewirkt“, sagt Behrning offen. Zumal es in Andrychow eine Amtszeit lang einen PiS-Bürgermeister gab, der den Partnerschaftsverein nicht übernommen und auch nur noch von ihm ausgewählte Personen bei Partnerschaftsbesuchen mitgenommen habe. „Eine Partnerschaft lebt durch den Kontakt von Mensch zu Mensch, zeitweise war die Verbindung zwischen Andrychow und Isny aber nur noch eine Verwaltungsangelegenheit.“ Dass der derzeitige Bürgermeister Thomas Zak nicht bei der PiS ist, mache die Stimmung wieder freundlicher und lasse auf Neubelebung hoffen. So soll das Partnerschaftsjubiläum sowohl diesen September in Andrychow gefeiert werden als auch 2023 in Isny. Sofern die Gesamtlage dies zulässt.
„Wir würden uns sehr über neue Mitglieder im Verein freuen, gern auch mehr junge Menschen“, erklärt Doris Gra-enert. Die Sprachbarriere sei zwar höher geworden, weil die PiS-Partei Deutsch als erste Fremdsprache gestrichen hat, aber gerade die jüngeren Polen sprechen zumeist Englisch. „Manche, die einmal bei Jugendtreffen dabei waren, pfle-gen noch Kontakte zueinander“, wirbt sie dafür, dass solche bereichernden Begegnungen wieder aufleben.

Foto: Gruppenbild von der Jubiläumsfeier 20 Jahre Städtefreundschaft Isny-Andrychow: (von links) Bürgermeister Rai-ner Magenreuter, Jan Zielinski, Thaddäus Wozniak, Manfred Behrning, Doris Graenert.