Architektur aichermagazin

Lenz Schnell und Malte Sunder-Plassmann: die beiden Architekten des aichermagazins.

Die beiden jungen Herren verbindet seit dem gemeinsamen Studium in Weimar eine Freundschaft.

Malte Sunder-Plassmann führte der Weg für sein Masterstudium nach Berlin. Für Lenz Schnell ging es nach Zürich.

In den vergangenen Jahren haben die Wege der beiden Architekten in sehr verschiedene Architekturbetrachtungen, Sprachen und Grammatiken geführt: Architektur hat keine generelle Sprache. Nach eigener Aussage kommt es hin und wieder zu längere Diskussionen, bis beide zu der Einsicht kommen, dass sie von derselben Qualität sprechen oder dasselbe Ziel verfolgen. „Es macht den Diskurs auf eine gute Art komplex.“, so Lenz Schnell, „Wir sind zwei Architekten in zwei verschiedenen Ländern: bei Projekten, die eine gemeinsame Arbeit erlauben, wie zum Beispiel das aichermagazin, ergänzen wir uns jedoch jederzeit gerne und – so glauben wir – auch gut.“

„Otl Aicher nicht in der Städtischen Galerie im Schloss Isny, sondern in einem temporären Bau im öffentlichen Raum zu zeigen: mit dieser Entscheidung und Konsequenz entstand das Jubiläums-Projekt zum 100. Geburtstag von Aicher, zu sehen von Mai bis Oktober 22.

Auf der bestehenden Plattform im Kurpark einen Ausstellungsbau aufzustellen ist ein durchaus beäugtes Unterfangen. Denn bei Wurstbrot, Sonnenbad oder -brand, mit den Enkeln, oder bei (heimlichen) Zigaretten sieht und spricht sich hier so mancher über den Tag. Es folgt die Suche nach einer Geste, die weder Abweisung noch Abgrenzung formuliert, sondern eine offene und ehrliche Einladung für alle. 

Ein temporärer Bau meint reversibel, meint Präsenz auf Zeit, als Gast. So findet sich – obwohl die Plattform gnädig Halt und Fundament spendiert – der Bau zuletzt ein Stück versetzt und eingedreht, sucht nebst der Eigenständigkeit vorrangig Dialog. Die Architektur ist reduziert, ist räumliche Sequenz, ist Holz, ist schwarz. Ein einzelner, zentraler Raum von einer transluzenten Pergola umschlossen. Skizziert zwischen Boden und Decke eine Schicht, auf schlanken Beinen leicht vom Boden losgelöst. Begrüßend streckt sich eine Rampe hin zum Weg und leitet ein: wer folgen mag, umwandert und umkreist. Schwarz rahmt die Pergola das Sichtfeld, führt den Blick. Zeigt die Natur, die Stadt, ist Ort des Schlenderns, des Verweilens, der Geschichten. Mit dem Eintreten in die Mitte kehrt sich der Fokus. Konzentriert auf Raum und Ausstellung findet man Aicher als Gestalter und Person, zwischen Brennnesseln und einem großen Fenster zum Licht. 

Ausstellung und Architektur stellen sich stets in jenes Licht, in dem sie betrachtet werden. In der Dämmerung, bei Sonnenschein und Regen. Sind immer anders und immer offen. Es gibt keinen Eintritt, keine Tür, kein Licht, kein Dach. Für ein halbes Jahr, für jede und jeden.“
Lenz Schnell und Malte Sunder-Plassmann zum aichermagzin, Juni 2022

Lenz Schnell, Msc. Arch ETH
schnell&co architekturlabor, Zürich
www.schnellundco.com

  • aufgewachsen im Allgäu / später Ulm
  • Bachelorstudium an der Bauhaus-Universtität Weimar
  • Masterstudium an der ETH Zürich
  • Mitarbeit Boltshauser Architekten AG, Zürich
  • seit 2020 selbständige Tätigkeit

 

Malte Sunder-Plassmann, M.A. UdK
Atelier Sunder-Plassmann, Berlin
www.ateliersunderplassmann.com

  • aufgewachsen in Kappeln / Schlei
  • Bachelorstudium an der Bauhaus-Universität Weimar
  • Masterstudium an der Akademie der Künste, Berlin
  • Mitarbeit Nieto Sobejano Architectos, Berlin
  • Planung und Realisierung Ferienhaus Ahmen, Kappeln (2020-21)
  • seit 2022 selbstständige Tätigkeit