Ilona Amann
Bildnerisches Werk: „dr sell isch am bschitta", 2020, Mischtechnik auf Leinwand, Collage, Stickerei, 180cm x 95cm
Literarisches Werk: „dr sell isch am bschitta“ Gedicht von Christian Dassel, 2019
Ilona Amann zum Konzept und Entstehungsprozess (Auszug)
Der eingereichte Beitrag setzt sich mit einem Gedicht von Christian Dassel auseinander. Herr Dassel wurde 1969 in Hagen geboren. 1970 zog er mit seiner Familie nach Leutkirch im Allgäu. 1996 zog er nach Essen und nahm seine Arbeit als Reporter für den WDR auf. Seine Posts auf Twitter, Facebook und Instagram verfasst er fast ausschließlich in Reimform. Bei seinen Besuchen in Leutkirch verfasst er immer wieder Gedichte, die zur Region Bezug nehmen. Einer dieser Posts wurde für den Beitrag zur Ausschreibung Stoffwechsel gewählt. Das eingereichte Werk ist zunächst als Papierarbeit/Collage/Stickerei realisiert und ist für Ausstellung um das 2,5-fache vergrößert umgesetzt als Mischtechnik auf Leinwand. Die Arbeit und das Gedicht sollen nebeneinander gehängt präsentiert werden.
Die bildnerische Arbeit geht sowohl inhaltlich als auch formal auf das Gedicht ein. Dieses ist, typisch für einen Post, knapp gefasst und hat Kurznachrichtcharakter. Die Hashtags tragen ihren Teil dazu bei. Mit wenig Worten und Symbolen wird eine ganze Welt dargestellt. Herr Dassel hat hierbei eine ganz eigene zeitgemäße Gedichtform entwickelt. Über den Dialekt nimmt er direkt Bezug zum Allgäu. „es gibt aber leit, dia wellet des itta, ‘stinkt halt g‘scheit“ wird in der Papierarbeit als Hinweis zum Thema der Überdüngung der Felder interpretiert. Der Post ist dreifach wiederholt abgebildet und ausgeschnitten. Die freien Wortstellen sind Flecken und Spritzer. Die Stickerei in blumig duftenden Farben greift formal die Verwandtschaft von Text und Textil auf. Der Text verdichtet sich vom Punkt zur Linie zur Fläche. Die Stickerei von der Faser zum Faden zur Fläche. Wort für Wort, Stich für Stich entsteht sprachlich als auch bildnerisch ein abstraktes Bild. Die braunrosa angelegte glatte Fläche des Hintergrundes überdeckt eine grüne Allgäulandschaft, die in Gefahr ist. Die bildnerische Arbeit birgt einen Widerspruch in sich, der Aufmerksamkeit verlangt und zum Nachdenken anregt. Sie wirkt heiter und lustig und doch auch schwer und bedrohlich. So lässt sie über den aktuellen Umgang mit unserer Natur nachdenken. Durch die Drehung des Textes um 90° und die vorgesehene Vergrößerung findet eine weitere Abstraktion statt, die graphisch eine eigene Formenwelt schafft und dem Betrachter Raum für Interpretation gibt.
Christian Dassel (21.06.2019)
Dr sell isch am bschitta,
es gibt abr leit,
dia wellet des itta:
`s stinkt halt g’scheit.
#allgäu
#bettelhofen
#duft_in_der_luft
Die Künstlerin
lona Amann *1974 in Leutkirch, Lehre und Tätigkeit als Raumausstatterin, Studium Textildesign an der SAdBK Stuttgart, Webereiausbildung an der Gottlieb Daimler Schule Sindelfingen, seit 2003 selbständige Tätigkeit mit Schwerpunkt Design und Farbe, Lehrtätigkeit in den Fächern Farbdesign, Textiltechnologie, Textilgeschichte und Modezeichnen, Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen im süddeutschen Raum.
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