Anna schreibt aus Sotkamo

Ich freue mich sehr, dass du gerade hier bei diesem Reiseblog gelandet bist. Mein Name ist Anna Strotmann, ich bin 22 Jahre alt und wohne in Leutkirch und habe in Isny Abitur gemacht. An dieser Stelle berichte ich regelmäßig aus Sotkamo, weil ich da gerade ein Praktikum mache.

Derzeit studiere ich Public Management an der Hochschule in Kehl. Da es ein duales Studium ist, habe ich neben dem theoretischen Teil auch einen praktischen Abschnitt, in welchem ich in verschiedenen Kommunen Praktika absolviere. In dieser Zeit haben wir auch die Möglichkeit in einem dieser Abschnitte ins Ausland zu gehen und zu sehen, wie es dort in der städtischen Verwaltung abläuft.
In meinem ersten Praktikumsabschnitt war ich in Isny und wusste noch nicht genau, wohin ich ins Ausland gehen möchte. Auf meiner Liste stand Skandinavien ganz oben, da ich schon einmal für ein halbes Jahr nach meinem Abitur in Norwegen gelebt habe. Als ich erfuhr, dass Isny eine finnische Partnerstadt hat, war mir schnell klar, dass ich gerne inSotkamo mein viermonatiges Praktikum absolvieren möchte. Durch den guten Kontakt der beiden Städte konnte ich mich schnell für das Praktikum bewerben und wurde sofort angenommen.
Seit Anfang Januar 2023 bin ich in Sotkamo und berichte nun regelmäßig darüber.

Auf Wiedersehen Sotkamo - Anna reist über Norwegen nach Hause

Woche 18, Kalenderwoche 19
Nun ist es so weit, mein Roadtrip geht los und ich verlasse Sotkamo. Habe meine Freundin vom Flughafen in Kajaani abgeholt und über das Wochenende sind wir noch hier in Sotkamo geblieben und ich zeigte ihr, wo ich die letzten Monate gelebt habe. Huskies besuchen, Eisbaden gehen (mittlerweile ist es eher Baden ohne Eis), ich zeigte meine Lieblingsorte und wir haben uns für den bevorstehenden Roadtrip vorbreitet. Zwei Wochen werde ich jeweils mit einer Freundin unterwegs sein, insgesamt einen Monat um über Norwegen nach Hause zu fahren. Der Plan ist in Richtung Norden zu den Lofoten zu fahren und dann der Küste Norwegens bis ganz in den Süden folgen. Wir werden von Südnorwegen eine Fähre nach Dänemark nehmen und dann einmal durch ganz Dänemark und ganz Deutschland bis nach Hause fahren. Es wird sicher eine atemberaubende Reise und ich freue mich auch den Ort zu besuchen, an dem ich 2020 für einige Monate gelebt habe. Nun ist mein Praktikum bei der Stadt Sotkamo beendet und ich führe diesen Reiseblog nicht mehr weiter. Ich bedanke mich für die großartige Gelegenheit und hoffe, ich konnte euch Finnland etwas näherbringen. Dabei rate ich euch dringendst in dieses wunderschöne Land zu kommen und selbst die Natur und die Kultur besser kennenzulernen. Es lohnt sich. Falls ihr mir auf der weiteren Reise folgen möchtet, könnt ihr gerne auf meinem Instagram Account: pictures_by_annaa vorbeischauen. Meine Kamera habe ich immer dabei und werde so viele schöne Momente einfangen wie möglich. Ich wünsche euch alles Gute.

Kiitos Anna

Verabschiedung im Rathaus Sotkamo

Campingwochenende und Abschied

Woche 17, Kalenderwoche 18
Meine letzte Woche ist angebrochen. Es ist einfach unfassbar wie schnell die Zeit vergeht. Gerade war es doch noch Januar und überall lag meterhoch Schnee. Jetzt kann man fast im T-Shirt draußen sitzen und der Schnee hat sich auch verabschiedet. Diesen Wechsel der Jahreszeiten von Winter zu Frühling, von dunkel zu hell und von kalt zu warm hier in Finnland zu erleben, war so interessant und viel intensiver als ich es von zuhause kenne. Gerade in dieser letzten Woche hier bemerke ich, das der Frühling wirklich angekommen ist. Anders war es bei meinem ersten Campingausflug letztes Wochenende. Das hatte ich schon seit langem mit Maria geplant und war eine gute Möglichkeit mein Dachzelt für den bevorstehenden Roadtrip richtig auszutesten. Die Nacht war doch noch relativ kalt mit -3 Grad aber unsere Schlafsäcke haben uns warmgehalten. Das war unser letzter Wochenendausflug zusammen und wir hatten eine wunderschöne Zeit am Lagerfeuer mit gutem Essen und netten Gesprächen. Gerade weil ich jetzt realisiert habe, dass ich bald nicht mehr hier in Sotkamo bin, nehme ich alles noch viel intensiver wahr und möchte die letzten Tage einfach richtig genießen. Abschiede fallen mir nie leicht und gerade, wenn die Zeit an einem Ort so schön ist, ist es noch viel schwerer. Ich kann gar nicht beschreiben, wie dankbar ich für diese 4 Monate bin. Für alles, was ich erleben und lernen durfte, für all die Menschen, die ich über die Zeit kennengelernt habe. Ich habe mich sehr schnell zuhause gefühlt und werde sicher nicht das letzte Mal hier in Finnland sein. Gestern gab es noch ein Highlight für mich, und zwar haben die Mitarbeiter des Rathauses einen Kuchen organisiert. Es gab eine Ansprache von Mika und Merja zu meinem Abschied. Ich selbst konnte nicht viel sagen, denn ich war ein wenig überfordert und habe doch das eine oder andere Trӓnchen verdrücken müssen. So ein tolles Feedback von der Seite der Mitarbeiter zu hören, macht mich einfach nur glücklich. Ich werde meine letzten Tage hier in vollen Zügen genießen und fange an mich von den einzelnen Personen zu verabschieden.

Kiitos Anna

Abschiedstorte
Auto mit Dachzelt 07.05.23

Anna besucht die Grundschule

Woche 16, Kalenderwoche 17
Eine sehr spannende Woche mit vielen Eindrücken liegt hinter mir. Ich durfte einen Vormittag die Grundschule hier in Sotkamo besuchen. Insgesamt war ich dort vier Stunden. Nach einer kleinen Einleitung des Rektors durfte ich auch in die verschiedenen Klasse gehen und sehen, wie der Unterricht dort gestaltet wird. Ein großer Unterschied zu den deutschen Grundschulen ist, dass die Kinder hier bis zur sechsten Klasse in die Grundschule gehen. Auch die weiterführende Schule ist bei allen dieselbe, es gibt keine Unterscheidung in Haupt/Realschule oder Gymnasium. Aber zurück zur Grundschule. Dort habe ich einer fünften Klasse und einer zweiten Klasse beim Unterricht zusehen dürfen. Von der ersten Klasse an hat jedes Kind einen eigenen Laptop, um mit diesem verschiedene Aufgaben zu erledigen. Auch das ist ein Unterschied zum deutschen Schulsystem, wie ich es kenne. In der letzten Stunde hatten die Zweitklässler Finnisch. Es waren 8 Kinder (die Hälfte der Klasse, die andere Hälfte hatte Mathematik), eine Lehrerin und zwei Assistentinnen, die die Kinder bei den Aufgaben unterstützt haben. Es war schön zu sehen, wie abwechslungsreich und spielerisch der Unterricht aufgebaut war. Zwischendurch gab es noch Mittagessen in der Mensa, für die Schülerinnen und Schüler ist das kostenlos. Für die Kinder, die länger Unterricht haben, gibt es am Nachmittag auch noch einen kleinen Snack. Mit mehr Energie kann man auch besser lernen. Insgesamt war es wirklich sehr spannend zu sehen, wie es hier in der Grundschule so abläuft. Weiter ging die Woche mit einem Besuch in einer der drei Minen hier in Sotkamo. Ich bekam eine touristische Führung und das Tolle war, dass der Security Chef perfekt deutsch sprechen konnte. Mit dem Auto sind wir durch die riesige Mine gefahren und die ist wirklich riesig. Um es sich besser vorstellen zu können: die Fläche der Mine beträgt 60 km² und die Fläche der Gemeinde Isny beträgt insgesamt 80km². Und auch sonst sind die Dimensionen dort einfach etwas grösser, mit Gruben-LKWs beispielsweise, die 350 Tonnen wiegen und eine Ladung von 180 Tonnen umherfahren können. In der Mine wird Nickel und Kobalt aus dem Stein herausgewaschen, soweit ich das alles richtig verstanden habe. Zwischendurch dachte ich noch, es wäre gut gewesen, hätte ich ein wenig besser im Chemieunterricht aufgepasst, aber naja die Grundidee habe ich auf jeden Fall verstanden. Auch ist es erwähnenswert, dass die Mine hier in Sotkamo recht umweltverträglich ist und der CO2 Fußabdruck deutlich geringer als bei anderen Minen ist. Diese Stoffe, die dort aus dem Gestein befördert werden, sind gerade auch wichtig für die Batterien der E-Autos. Eine sehr spannende Erfahrung war das auf jeden Fall. Abgeschlossen habe ich die Woche mit einem Ausflug in den Nationalpark Koli, mit wechselhaftem Aprilwetter. Von Sonne, Regen, Hagel und Schnee war innerhalb kürzester Zeit alles dabei. Es ist einfach wunderschöner Ort - also falls eine/r von euch im Mittleren Teil Finnlands ist, solltet ihr diesen Nationalpark besuchen.

Kiitos Anna

In der Grundschule
Wechselhaftes Wetter im  Nationalpark 29.04.23

Atemberaubender Sonnenaufgang

Woche 15, Kalenderwoche 16
Der April macht was er will – und das auch hier. Nach einer wirklich langen Schönwetterperiode hat es heute Nacht geschneit. Als ich heute Morgen aus dem Fenster geschaut habe lagen da etwa 10 cm Neuschnee. Mittlerweile ist der Schnee in Regen übergangen und es ist richtig unangenehm draußen. Da denke ich lieber an die tollen Sonnenauf- und Untergänge der letzten Woche zurück. Für den Sonnenaufgang bin ich um 4:20 Uhr aufgestanden und mit dem Auto zum Vuokattinvaara gefahren. Von dort oben hat man einen grandiosen Ausblick auf die Landschaft drumherum. Die Farben, die ich über eine Stunde hinweg beobachten konnte, waren einfach atemberaubend. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt früh aufzustehen. Ob ich das nochmal mache, weiß ich aber nicht genau, denn die Sonne geht jetzt bald so früh auf, dass ich wahrscheinlich eher einfach lang wach bleiben könnte. Am Wochenende war ich am Samstag bei einer Finnin, die nächste Woche mit ihrem Sohn und den Enkelkindern nach Isny fährt. Wir haben lecker zusammen gegessen und ich habe ihr noch ein wenig mehr über Isny und die umliegende Region erzählt. Insgesamt hatten wir einen schönen Nachmittag mit gutem Essen und interessanten Gesprächen. Es ist einfach schön, hier immer mehr Menschen kennenzulernen. Ein weiteres Highlight für mich war der Sonntag. Ich bin am Nachmittag zu Kaisa gefahren, dort war ich vor ein paar Wochen zu einem traditionellen Abendessen eingeladen. Dieses Mal habe ich einen kleinen Naturkosmetikworkshop bekommen. Es hat so viel Spaß gemacht und ich glaube, ich möchte mich, wenn ich wieder zuhause bin, mehr damit beschäftigen. Wir haben zusammen mehrere Cremes und parfümiertes Öl, mit unglaublich guten Düften hergestellt. Man kann aus wenigen Zutaten viele verschiedene Produkte herstellen und es ist ein gutes Gefühl zu wissen, welche Stoffe diese beinhalten. Die Zeit verging wie im Flug und somit war meine Woche auch wieder vorbei.

Kiitos Anna

Sonnenuntergang 19.04.23
Sonnenaufgang 21.04.23

Im Nationalpark und bei süßen Fellknäueln

Woche 14, Kalenderwoche 15
Die Woche ist schon wieder um und mein Besuch hat sich nach Hause verabschiedet. Wir hatten eine großartige Zeit zusammen. Nach der anstrengenden Fahrt letzte Woche haben wir uns in der Therme Katinkulta entspannt. Am Tag darauf ging es aber wieder mit einem richtigen Abenteuer weiter. Wir haben uns auf den Weg zu einem Nationalpark gemacht. Der Nationalpark Hiidenportti befindet sich etwa 40km von Sotkamo entfernt. Etwas mehr als die Hälfte der Strecke sind geteerte Straßen und bis dahin war die Fahrt sehr angenehm. Doch dann folgten nach einiger Zeit die unbefestigten Straßen, auf denen noch Schnee lag. Auf dem Hinweg war alles noch gefroren und gut zu befahren. Auf dem Rückweg sah das anders aus. Nachts sinken die Temperaturen hier immer noch unter Null Grad, aber tagsüber wird es durch die Sonne schon an die 10 Grad warm und alles taut auf. Die Straßen waren auf dem Weg zurück sehr matschig und man konnte spüren, dass die Reifen teilweise gar keinen richtigen Kontakt mehr zum Boden hatten. Das Auto war nach der Fahrt zwar sehr dreckig, aber wir sind gut und ohne Zwischenfälle nach Hause gekommen. Ich kann nur empfehlen in dieser Zeit des Frühlings hier in Finnland nur dann auf den unbefestigten Straßen zu fahren, wenn es unumgänglich ist. Ab jetzt bleibe ich lieber auf dem Asphalt. Eine wunderschöne Nacht voller Polarlichter durften wir hier auch noch erleben. Wir konnten die Lichter nicht nur in grün, sondern auch in pink bewundern. Ich denke es war eine der letzten Möglichkeiten dieses Naturschauspiel zu sehen, denn es wird immer heller. In meiner Zeit hier habe ich aber wirklich oft das Glück gehabt wunderschöne Aurora Borealis beobachten zu können. Eine Sache, die ich noch nicht zum letzten Mal gesehen habe, sind die Welpen der Husky Farm. Vor einer Woche gab es nochmals einen Wurf und diese klitzekleinen Fellknäuele durften wir am Freitag besuchen. Sie sind einfach viel zu niedlich. Die größeren Hunde sind mittlerweile schon 7 Wochen alt und hatten ganz viel Spaß beim Herumtollen. Es ist wirklich interessant zu sehen wie schnell die Kleinen wachsen. Auch in den nächsten Wochen werde ich dort noch öfter vorbeischauen.

Kiitos Anna

Die letzten Nordlichter 13.04.23
Husky-Welpen 14.04.23

Familie, Helsinki und ein Roadtrip

Woche 13, Kalenderwoche 14
Letzten Freitag bin ich mit dem Zug nach Helsinki gefahren, um dort meinen Vater, meinen Bruder und ein paar Freunde zu treffen. Wir hatten zwei tolle Tage zusammen und haben dabei die Stadt ein wenig erkundet. Helsinki hat eine schöne Altstadt und es ist empfehlenswert mit der Fähre zur Festungsinsel zu fahren. Insgesamt hatten wir eine gute Zeit und ich habe jetzt ein Auto. Das Wetter hat sich in der letzten Woche so verändert, dass man wirklich von Frühling sprechen kann. Es wird warm und das Wetter ist bestens mit viel Sonnenschein, welcher auch die Straßen vom Schnee befreit hat. So ist mir die Entscheidung leicht gefallen, das Auto direkt mit hoch nach Sotkamo zu nehmen. Am Montagmorgen, nachdem ich Papa, Bruder und einen Freund zum Flughafen gebracht habe, bin ich mit zwei Freundinnen Richtung Norden gestartet. Ich bin so dankbar, dass meine Familie die Reise mit dem Auto nach Helsinki gemacht hat und ich dadurch die Möglichkeit habe, in einem Monat auf den Roadtrip zu gehen. Auch die Fahrt nach Sotkamo könnte man als kleinen Roadtrip bezeichnen. Wir sind mit einem kleinen Umweg (der an einer Burg vorbeigeführt hat) und ausreichenden Pausen etwa 10 Stunden später in Sotkamo angekommen. Autofahren hier oben ist einfach sehr entspannt. Die meiste Zeit liegt die Geschwindigkeitsbegrenzung bei 80 km/h oder auf den Schnellstraßen bei 100 km/h. Es kann auch mal passieren, dass die Straße auf ein paar Kilometer einfach gar nicht geteert ist – ein richtiges Abenteuerfeeling. Ein großes Highlight war aber ein Luchs, der die Straße in einem sicheren Abstand vor uns überquert hat. Für mich war das ein Tier, welches man nur in Zoos oder in Dokumentationen sehen kann. Ich bin gespannt welche Tiere ich noch sehen werde auf der Reise in den Norden! Jetzt sind wir aber erstmal in Sotkamo angekommen und ich zeige meinen Freundinnen, wo ich die letzten paar Monate gelebt habe. Ich freue mich schon auf die nächsten Tage und die restlichen Wochen hier in Sotkamo.

Kiitos Anna

On the road  10.04.23
Helsinki Parlamentsgebäude 09.04.23

Launischer April, riesige Pfützen und ein Konzert

Woche 12, Kalenderwoche 13
Der Frühling steht vor der Tür, aber er lässt sich sehr viel Zeit. Mit der Zeitumstellung in der letzten Woche sind die Tage jetzt wirklich lang. Die Sonne geht morgens um halb 7 Uhr auf und erst abends um 20 Uhr wieder unter. Gerade mit dem vielen Schnee, der hier noch liegt, sind die Tage zudem sehr hell. So hell, dass man es bei Sonnenschein nicht lange ohne Sonnenbrille aushält. Der Schnee reflektiert das Sonnenlicht, was für die Augen nicht ungefährlich sein kann. Es kann passieren, dass man schneeblind wird. Also immer an die Sonnenbrille denken und auch nicht die Sonnencreme vergessen. Kein Vergleich zu meiner Anfangszeit hier. Der Wechsel von dunkel zu hell kam unglaublich schnell. Auch die Temperaturen waren zwischenzeitlich recht warm, das heißt im Bereich von -2 bis 0 Grad. Der Schnee auf den Straßen ist geschmolzen und riesige Pfützen haben sich gebildet. Und dann schaue ich heute Morgen nach dem Wetterbericht und traue meinen Augen kaum: -20 Grad. Der April macht auch hier, was er will. Aber die Aussichten für die nächsten Wochen sind gut und die ersten Plusgrade sind im Anmarsch – das glaube ich erst wenn es dann so weit ist. Letzte Woche ist aber noch etwas sehr Schönes passiert, ich war bei dem Jubiläumskonzert der Musikschule in Kuhmo. Zusammen mit der Leiterin des Kulturamtes und dem Kulturmanager bin ich in den nächsten Nachbarort gefahren. Die Straße führte über die gesamten 60 km nur durch den Wald. Kuhmo, ein Ort mit etwa 8.000 Einwohnern, hat eine wunderschönes Konzerthaus, welches für die finnischen Verhältnisse wirklich herausragend ist. Gerade wenn man die Größe des Ortes bedenkt. In dem Konzert sind viele der Musikschüler aufgetreten und es war ein wirklich schöner Abend mit toller Musik. Die neue Woche ging für mich sehr spannend los. Am Anfang wurde ich gefragt, ob ich eine Präsentation über Isny und das Allgäu halten möchte. Gestern war es dann so weit und ich habe eine Stunde lang meine Heimatregion vorstellen dürfen. Ich muss sagen, dass ich sehr aufgeregt war. Präsentationen zu halten, mochte ich noch nie gern. Aber die Atmosphäre war wirklich gut und die Menschen waren alle sehr interessiert. Ich bin sehr froh, dass alles so gut gelaufen ist und muss zugeben, wahrend der Recherche selbst habe ich auch ein klein wenig Heimweh bekommen. Hoffentlich konnte ich dieses Gefühl und die Schönheit des Allgäus auch genauso rüberbringen.

Kiitos Anna

Tauender Schnee hinterlässt Pfützen 02.04.23

Wunderbare Hundeerlebnisse

Woche 11, Kalenderwoche 12
Sӧpӧ koira – bedeutet süßer Hund auf Finnisch und letzte Woche Montag habe ich ganz viele davon fotografieren und streicheln dürfen. Ich war hier in Vuokatti, über den Kontakt einer netten Finnin, auf der Husky Farm. Zuerst habe ich den Start von einer Schlittentour fotografieren dürfen und was soll ich sagen, diese Hunde haben wirklich Power. Kurz vor dem Start wird es so laut und man hört außer Bellen und Jaulen nichts anderes mehr, denn die Hunde können es kaum abwarten, bis sie endlich laufen dürfen. Ein paar von ihnen laufen nicht nur für die Huskytouren, sondern sind richtige Leistungssportler und messen sich auf Wettkämpfen mit anderen Huskys. Dreifache finnische Champions kann man auf der Farm treffen. Nachdem die Tour losging und es wieder ruhig war, bin ich wieder reingegangen und da kam die Überraschung. Zurzeit gibt es Nachwuchs bei den Huskys und ich durfte einen der kleinen für eine ganze Zeit lang bei mir behalten. Es waren mit die zwei schönsten Stunden in meinem Leben! Eigentlich hat die kleine Tuuli (das bedeutet Wind) nur auf meinem Arm geschlafen oder ist ganz neugierig ein bisschen um mich herumspaziert. Für ihre vier Wochen war sie schon sehr mutig und ich habe auch mit dem Gedanken gespielt, ob ich sie nicht einfach mitnehmen könnte : ). In ein paar Wochen schaue ich mal wie groß sie geworden ist und es werden nochmal ganz kleine Huskys da sein, welche in zwei Wochen erst geboren werden. Darauf freue ich mich jetzt schon unglaublich.
Am Wochenende war ich mit einer Gruppe auf dem Naipurinvaara Schneeschuhwandern. Wir sind etwa eine Stunde zu einer kleinen Hütte mit Feuerstelle gelaufen. Dieser Event wurde von meiner Kollegin und Freundin Maria geleitet. Als kleine Pause haben wir uns alle zusammen in die Hütte gesetzt, gegrillt und Kaffee getrunken. Ich finde es immer sehr schön, wenn die Leute hier Finnisch reden, auch wenn ich nix verstehe (bis auf ein paar Wörter). Es war ein wirklich toller Tag, an dem ich wieder ein paar neue Menschen kennengelernt und viel Zeit in der Natur verbracht habe.

Kiitos Anna

Sӧpӧ koira 20.03.23
Schneeschuhwandern 25.03.23

Süße Rentiere und frieren im Eishotel

Woche 10, Kalenderwoche 11
Letzte Woche waren zwei Freundinnen von mir zu Besuch. Am ersten Tag haben wir eine kurze Wanderung zum Vuokattinvaara gemacht und bei bestem Wetter die Aussicht auf das Umland genossen. Auch sind wir fleißig zum Eisbaden gegangen und haben (meiner Meinung nach) die noch extremere Variante ausprobiert. In der Therme Katinkulta sind wir nämlich direkt aus der Sauna in das eiskalte Wasser gestiegen. Nach zwei Tagen hier in Sotkamo fuhren wir mit dem Zug in den Norden nach Lappland. Dort hatten wir am ersten Abend das Glück bei einer geführten Tour superschöne Nordlichter zu sehen. Auch für mich immer wieder ein ganz besonderes Gefühl. Am meisten hat es mich gefreut, dass meine Freundinnen die Nordlichter sehen konnten. Denn man muss immer etwas Glück haben, um sie zu erleben.
Natürlich waren wir auch in dem Weihnachtsmanndorf und haben neben der offiziellen Poststation des Weihnachtsmannes auch seine Rentiere besucht. Im Endeffekt waren wir die meiste Zeit in diesem Streichelzoo, aber die ganzen Tiere waren auch einfach zu süß. Als ich das letzte Mal vor ein paar Wochen in dem Dorf war, waren alle Attraktionen und Gebäude schon geschlossen. Es ist auf jeden Fall einen Besuch wert und ein tolles Erlebnis für klein und groß.
Ein weiteres Highlight war das Dinner im einzigen Schneehotel der Welt. Das Hotel liegt etwa 30km außerhalb von Rovaniemi und besteht nur aus Schnee und Eis. Wir hatten bei einer Führung einen Einblick in die verschieden dekorierten Zimmer und haben einen Shot aus einem Eisglas in der dortigen Eisbar getrunken. Die Temperatur in dem Hotel beträgt konstante -5 Grad. Ich persönlich würde dort nicht übernachten wollen. Aber es war alles sehr schön anzusehen und das Essen hat auch geschmeckt. Danach mussten wir uns nur wieder aufwärmen.
In der gemeinsamen Woche hier in Finnland haben wir viel erlebt und am letzten Tag sind wir es hier in Sotkamo langsam angegangen und haben bei bestem Wetter einen Spaziergang zum Hiukka Strand gemacht. Ich hatte ein wenig das Gefühl, dass der Frühling langsam kommt. Mal schauen, wie sich das Wetter in den nächsten Wochen entwickelt.

Kiitos Anna

Anna und das Rentier 16.03.23

Eine schöne Begegnung und glückliche Zufälle

Woche 9, Kalenderwoche 10
Schon wieder sitze ich hier und schreibe diesen Blogpost. Die Woche ist wieder nur so an mir vorbeigerauscht. Es waren, im Vergleich zu anderen Wochen, ruhigere Tage mit viel Kaffee und noch mehr glücklichen Zufällen. An einem Morgen bin ich, wie immer, ganz normal in Richtung Rathaus gelaufen und dabei einer Frau mit einem Hund begegnet. Sie sprach mich auf Finnisch an und ich antwortete, wie gewohnt, dass ich leider nur Englisch sprechen könne. Für sie war das kein Problem und wir hatten ein nettes Gespräch. Zufälligerweise habe ich sie am nächsten Tag wieder an der selben Stelle getroffen, obwohl ich eine halbe Stunde früher auf dem Weg zur Arbeit war. Danach haben wir uns ganz altmodisch, ohne die Nummern auszutauschen, verabredet, um zusammen einen Kaffee trinken zu gehen. Ihre Mutter lebt hier in Sotkamo, sie selbst in Helsinki und ist von Beruf Reiseführerin für die skandinavischen Länder. Das war schon der erste sehr schöne Zufall, denn ich möchte ja ab Mitte Mai einen Roadtrip in den Norden machen. Sie hat mir schon gute Tipps gegeben und ich habe beschlossen, vor der Abreise mit ihr nochmals meine Route zu besprechen.
Ein Problem, welches jetzt aufgekommen ist, ist, dass das Auto meines Vaters natürlich nicht die Winterreifen mit Metallspikes hat, die man hier oben braucht. Diese sind in Deutschland nicht erlaubt. Es stand im Raum die Reifen eventuell in Helsinki zu wechseln und dann einen Monat später wieder auf die anderen Reifen zurück zu wechseln. Organisatorisch wäre das auf jeden Fall aufwendiger, als ich mir das gedacht habe. Aber das Tolle ist, die Reiseführerin wohnt ja in Helsinki und meinte, sie weiß da eventuell eine Möglichkeit, wo ich mein Auto erst einmal zwischenparken könnte, um es später abzuholen. Ich konnte mein Glück kaum fassen! Zudem hat sie mir dann auch noch ihr Fahrrad für die nächsten zwei Monate geliehen, das sie hier bei ihrer Mutter stehen hat. Jetzt bin ich superschnell unterwegs und es ist wirklich eine große Erleichterung für mich. Durch diese ganzen Zufälle habe ich eine super nette und hilfsbereite Frau kennengelernt und freue mich schon, sie im April in Helsinki wieder zu treffen.
Das Café ist einfach richtig schön und ich habe mich dort am Wochenende mit einer Kollegin verabredet. Die Besitzer des Cafés sind deutsch und ich bin ein richtiger Fan des tollen Angebots dort.
Am Sonntag sind zwei Freundinnen aus Isny angereist und wir fahren diese Woche zusammen hoch nach Rovaniemi. Da werden wir auf jeden Fall ein paar sehr schöne Dinge erleben, von denen ich dann nächste Woche berichten kann.
Kiitos Anna

Nette Bekanntschaft 11.3.23

Halbzeit und ein bisschen Heimweh

Woche 8, Kalenderwoche 9
Halbzeit! Die Hälfte meiner Zeit hier in Sotkamo ist schon vorbei und ich weiß gar nicht wo sie geblieben ist. Manchmal fühlt es sich an, als wäre ich erst gestern angekommen und manchmal, als wäre ich schon ewig hier. Die letzte Woche verlief sehr ruhig und ich muss zugeben, ich hatte auch das erste Mal ein bisschen Heimweh. Gleichzeitig ist mir aber auch klar geworden, dass ich hier jetzt gar nicht mehr so viel Zeit habe. Solche Phasen sind aber ganz normal und es kann ja auch nicht immer alles immer superschön sein. Und gerade wenn man liebe Menschen hat, die einen wissen lassen, dass man in der Situation nicht allein ist, fühlt man sich schon viel besser.
Es gab letzte Woche aber natürlich auch sehr viele schöne Momente, die ich erleben durfte. Eine Isnyerin hat hier in der Region für eine Woche Urlaub gemacht und zusammen haben wir die Stadt Kajaani ein wenig erkundet. Es war sehr interessant, ein bisschen mehr als sonst, aus Heimat zu erfahren.
Mein Highlight letzte Woche war mit Abstand, dass wir am Samstag von einer Finnin zu sich nach Hause eingeladen wurden. Sie wollte uns gern die regionale Küche durch ein leckeres Abendessen, näherbringen. Sie ist gelernte Köchin und das Essen, welches sie für uns zubereitet hat, war einfach fantastisch. Sie lebt zusammen mit ihrem Partner und ihrem Hund in einem wunderschönen kleinen Holzhaus mitten auf dem Land. Ich war sehr fasziniert von diesem Haus und fühlte mich direkt sehr wohl.
Vor dem Essen haben wir zusammen ein traditionelles finnisches Brot gebacken. Das hat sehr viel Spaß gemacht und insgeheim schmeckt auch alles besser, wenn man es selber hergestellt hat. Das Essen selbst war einfach nur lecker und sehr interessant. Einige neue Geschmäcker waren auf jeden Fall dabei und wir haben viel über die Essenskultur in dieser Region gelernt. Insgesamt war es ein sehr schöner Abend mit guten Gesprächen, superleckerem Essen, ein bisschen Wein und großartigen Menschen.
Somit liegt eine sehr ruhige und entspannte Woche hinter mir, aber es stehen auch noch ganz viele interessante und aufregende Tage bevor.

Kiitos Anna

Finnisches Abendrot 02.04.23

Weihnachtsdorf in Rovaniemi

Woche 7, Kalenderwoche 8
Wenn ich die letzte Woche in drei Worten beschreiben müsste, dann wäre es kalt, anstrengend und wunderschön.
In der letzten Woche hatten wir hier Temperaturen von unter -20 Grad. Mein Kälterekord von zuhause (-24,8 Grad) wurde allerdings noch nicht gebrochen. Ich habe es gewagt bei -23 Grad einen Abendspaziergang zu machen und habe dabei auch noch Nordlichter gesehen. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt und mit den richtigen Klamotten habe ich auch nicht gefroren. Wie sagt man so schön? Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.
Am Freitag bin ich dann in Richtung Rovaniemi aufgebrochen. Rovaniemi liegt noch ein paar hundert Kilometer weiter im Norden und ist sehr bekannt als die Heimat des Weihnachtsmannes. Nach der sechsstündigen Fahrt bin ich gut in meinem Hostel angekommen und habe auf einem längeren Spaziergang einen Aussichtspunkt und das Weihnachtsdorf erkundet. Während des ganzen Wochenendes lagen die Temperaturen zwischen -10 und -15 Grad. Das ist immer noch sehr kalt aber hat sich durch die vorherigen -20 Grad nicht mehr so kalt angefühlt.
Das Weihnachtsdorf ist ganz schön gemacht, aber mir etwas zu kitschig und zu touristisch. Dadurch, dass ich so spät dort war und der Weihnachtsmann schon Feierabend hatte, war ich fast allein dort. Das war wirklich angenehm und ich konnte mir alles in Ruhe anschauen. Für den nächsten Tag stand eine Schneeschuhwanderung an. Die Schneeschuhe hat mir eine liebe Kollegin aus dem Rathaus ausgeliehen. Insgesamt war ich einen halben Tag unterwegs und hatte einen Aussichtspunkt auf dem gegenüberliegenden Hügel als Ziel. Mit den Schneeschuhen war ich in der Lage querfeldein durch den Wald zu laufen und das war einfach nur wunderschön! Die meiste Zeit war ich komplett allein und um mich herum waren nur Bäume und Schnee. Nach einer kurzen Pause im Hostel habe ich diesen Tag mit einem Sonnenuntergang und Nordlichtern abgeschlossen.
Der letzte Tag in Rovaniemi hat damit angefangen, dass ich ins Stadtzentrum laufen musste, weil der Bus für mich zu spät gefahren ist (es war aber auch Sonntag). Mit meinem Gepäck bin ich nach 7 Kilometern an meinem Ziel, dem Arktikum angekommen. Es ist ein Museum und Forschungszentrum. In den verschiedenen Ausstellungen lernt man viel über die Geschichte Finnlands und dessen Natur. Des Weiteren gibt es eine Ausstellung über die Arktis mit vielen wichtigen und interessanten Informationen.
Ein paar Stunden später, nach einem tollen Museumsbesuch, saß ich dann auch schon wieder im Zug Richtung Süden. Als ich abends zuhause angekommen bin, habe ich erstmal gemerkt wie anstrengend die letzten drei Tage waren. Laut meinem Handy bin ich insgesamt etwa 42 Kilometer gelaufen und spüre das auch in meinen Beinen. Deswegen wird es für mich in den nächsten Tagen etwas entspannter.

Kiitos Anna

Sonne im verschneiten Wald 25.02.23
Weihnachtsdorf Rovaniemi 24.02.23

Schlittenhundefahrt

Woche 6, Kalenderwoche 7
Wenn man eine Sache mit Finnland verbindet, dann ist das auf jeden Fall eine Husky Schlittenfahrt. Vor ein paar Wochen habe ich hier in der Gemeindeverwaltung nachgefragt, ob sie einen Kontakt zu einer Husky Farm für mich hätten. Zwei Tage später hatte ich eine Liste mit dem Programm für ein Austauschprojekt von Erasmus + der hiesigen Schule, vor mir.
Im Endeffekt durfte ich an dem ganzen Programm (welches über vier Tage verteilt war) zusammen mit den Austauschschülern teilnehmen. Es waren Schüler aus der Türkei, Portugal, Litauen und Deutschland dabei. Das Programm am ersten Tag war etwas ruhiger und zum gegenseitigen Kennenlernen da. Mich interessierte es natürlich sehr woher genau die deutschen Schüler und Lehrer kommen.
Sie sind aus Straubing, das liegt in der Nähe von Regensburg. Das Witzige daran war, ich habe sie teilweise wirklich besser verstanden, wenn sie Englisch gesprochen haben als mit dem bayrischen Dialekt. Am zweiten Tag ging es nach e Vorträgen der Schüler über die Ökosysteme der jeweiligen Herkunftsländer, zur Husky Farm. Es war ein wirklich tolles Erlebnis mit den Hunden, die eine so unglaubliche Energie haben und die Schüler Runde für Runde auf den Schlitten gezogen haben. Ich selbst durfte dann auch einmal mitfahren, aber ich fand es viel schöner, die Hunde am Ende zu streicheln.
Nach der rasanten Husky Schlittenfahrt ging es noch zu einem lokalen Bauernhof, auf dem bekamen wir eine Führung mit vielen interessanten Informationen über das Leben auf einer kleinen regionalen finnischen Farm. Ich glaube für alle Beteiligten war das Highlight in der hofeigenen Eisdiele, das selbstgemachte Eis zu probieren. Es gab so viele verschiedene Sorten, von Beerensorbet bis Karamelleis war alles dabei und wir durften essen so viel wir wollten! Ein richtiger Kindheitstraum wurde für uns alle wahr.
Insgesamt waren noch zwei weitere Tage mit interessanten Programmpunkten geplant, doch leider konnte ich daran aufgrund einer Erkältung nicht mehr teilnehmen. Aber ich kann sagen dass es ein sehr gelungenes Austauschprogramm war und die Schüler sehr schnell einen guten Kontakt zueinander aufgebaut haben. Der Fokus lag darauf, den besuchenden Schülern die Natur und die Kultur Finnlands näher zu bringen und natürlich auch die Heimatländer mit einzubinden.
Für mich war es eine super Möglichkeit mit den Austauschschülern zusammen die Umgebung von Sotkamo noch besser kennenzulernen. Ich bin der Stadtverwaltung und der Schule sehr dankbar, dass sie das so einfach möglich gemacht haben.
Durch die Erkältung war die andere Hälfte der Woche recht unspektakulär und entspannt. Aber nach dieser kurzen Verschnaufpause kann es jetzt wieder richtig losgehen!

Kiitos Anna

Eingespannte Hunde 15.02.23,
Finnische Kühe 15.02.23

Nordlichter

Woche 5, Kalenderwoche 6
Wow! Ich kann gar nicht glauben was ich letzten Freitag für ein Glück hatte. Einer meiner größten Wünsche war, hier in Sotkamo die Nordlichter zu sehen. Im Vorhinein habe ich mir dafür eine Nordlichter Warn-App runtergeladen und habe mich nach einer Nachricht auch schon des Öfteren auf einen Spaziergang begeben.
Am Freitag habe ich um 22 Uhr die Nachricht auf mein Handy bekommen, dass es eine 30-prozentige Chance gebe, in den nächsten Stunden Nordlichter zu sehen. Nach einem kurzen Blick aus dem Fenster habe ich mich direkt entschieden loszugehen, denn der Himmel war sternenklar. Ich bin etwa eine halbe Stunde unterwegs gewesen und der Sternenhimmel wurde immer schöner, je weiter ich mich von der beleuchteten Umgebung entfernte.
Nachdem ich das Glück hatte, eine Sternschnuppe zu sehen, dachte ich, egal was ich heute Abend noch sehen werde, es hat sich einfach schon wegen des klaren Himmels und der Sternschnuppe so sehr gelohnt, diesen Abendspaziergang gemacht zu haben. Genau in diesem Augenblick fiel mir eine graue „Schleierwolke“ auf. Ich packte meine Kamera und das Stativ aus und machte ein erstes Foto und da waren sie! Das Foto zeigte die typischen grünen Nordlichter oder auch Aurora Borealis genannt. Zuerst konnte ich es gar nicht glauben aber mit der Zeit wurden sie immer etwas stärker, so dass ich sie auch bald mit den Augen deutlicher sehen konnte.
Es ist ein großer unterschied zu dem was man über die Kamera sieht und dem was man mit dem Auge wirklich wahrnimmt. Insgesamt saß ich bestimmt eine halbe Stunde da und habe einfach in den Himmel gestarrt. (natürlich habe ich sehr viele Bilder gemacht) Es ist ein magisches Spektakel.
In einer finnischen Legende heißt es, dass der Fuchs Sámi über den nächtlichen Winterhimmel läuft und mit seinem Fuchsschwanz und den daraus entstehenden Funken der Nordlichter entzündet. Wie ich finde eine sehr nette Geschichte, aber die Menschen wussten früher auch nicht, was wirklich hinter diesem Naturschauspiel steckt. Sonnenwinde treffen auf die Atmosphäre unserer Erde, wobei es zu einem Energieaustausch kommt und die Moleküle elektrisch und energetisch geladen und somit zum Leuchten angeregt werden. Dies geschieht meist in den Polarregionen, deswegen wird es auch Nord- oder Südlicht und Polarlicht genannt.
Aber ich hatte abgesehen davon auch noch ein sehr schönes restliches Wochenende mit einer großartigen Schneeschuhwanderung durch eine traumhafte Winterlandschaft und einem interessanten Interview mit der lokalen Zeitung hier in Sotkamo.
Kiitos Anna

Anna im Winterwald 11.02.23
Nordlicht 10.02.23
Blick auf verschneites Land 11.02.23

Vorstellung im Gemeinderat

Woche 4, Kalenderwoche 5
Die Zeit vergeht so schnell und schon haben wir Februar. Diese Woche bin ich bereits einen Monat hier. In der letzten Woche ist für mich einiges an spannenden Dingen passiert. Ich habe mich dem Gemeinderat hier in Sotkamo bei einer Gemeinderatssitzung vorgestellt. Dabei war ich schon etwas aufgeregt aber bin auch sehr stolz auf mich, da ein kleiner Teil meiner Vorstellung auf Finnisch war und dies ganz gut funktioniert hat. Der große Unterschied zu den Gemeinderatssitzungen, an denen ich in Deutschland teilgenommen habe, ist der, dass die komplette Sitzung live auf YouTube übertragen wird. Somit haben etwa 200 bis 300 Menschen von zuhause aus zugesehen. Mit all den Kameras und Monitoren kam es mir vor wie in einem kleinen Filmstudio. Doch nach meiner kurzen Vorstellung und ein paar Bildern, die ich von Isny gezeigt hatte, hießen mich auch die Gemeinderäte herzlichst willkommen.
Hier im Rathaus ist ein Teil meiner Aufgaben einen kulturellen Event mit dem Kulturmanager Marko Karvonen zu organisieren. Es soll dabei um die deutsche Kultur gehen. Ich bin sehr gespannt, was wir im Endeffekt auf die Beine gestellt bekommen und freue mich, den hier lebenden Menschen etwas von unserer Kultur zu zeigen.
Ansonsten war die letzte Woche für mich eher ruhig. Die Temperaturen sind das erste Mal seitdem ich hier bin auf -16 Grad gefallen. Mir wurde gesagt, dass der Februar der kälteste Monat sei. Da bin ich sehr gespannt, ob es nochmal so richtig kalt wird. Bisher die kälteste Temperatur, die ich je erlebt habe, waren -24,8 Grad zuhause bei uns im Allgäu.
Neben einem Abendspaziergang, um eventuell Nordlichter zu sehen – leider ohne Erfolg – und einem wunderschönen Sonnenaufgang, war ich noch in dem kostenlosen Fitnessstudio. Ja es gibt hier ein Fitnessstudio, welches allen Leuten kostenfrei zur Verfügung steht. Es ist eine von vielen Möglichkeiten hier in Sotkamo Sport zu treiben. Sotkamo wurde auch dieses Jahr zur Sportstadt in Finnland ernannt, das wundert mich ehrlich gesagt nicht.
Am Wochenende habe ich zudem einen kleinen Wochenendausflug nach Rovaniemi in Lappland geplant und freue mich schon sehr, das Dorf des Weihnachtsmannes und eventuell mit viel Glück auch die Nordlichter zu sehen. Ich bin schon sehr gespannt und werde hier natürlich auch davon berichten.

Kiitos Anna

Langlauf im Wintermärchen 040223
Sonnenaufgang 040223

Besonderes Winterlicht

Woche 3, Kalenderwoche 4
Ich bin so dankbar, diese Möglichkeit zu haben für eine längere Zeit hier in Finnland zu leben, die Kultur, die Menschen und die Natur kennenzulernen. Aber ich bin auch dankbar für die Unterstützung von all meinen Freunden und meiner Familie, ohne sie würde ich hier nicht gerade diese wunderschöne Winterlandschaft sehen, Eisbaden und in die Sauna gehen, finnische Sport- und Musikkurse besuchen und all die tollen Fotos machen können.
In der letzten Woche habe ich viel nachgedacht und möchte meine Gedanken auch hier teilen.
Ich finde es ist sehr wichtig in Kontakt mit fremden Kulturen und fremden Meschen zu kommen. Zu sehen welche Unterschiede es gibt, aber auch herauszufinden welche Gemeinsamkeiten wir alle haben. Einfach offen sein und neue Dinge kennenlernen, sich gegenseitig unterstützen und miteinander kommunizieren. Das ist einer der schönsten Erfahrung, die ich gerade mache und ich möchte dieses Erlebnis teilen.
Ein für mich besonderes Erlebnis waren die Sonnenuntergänge, die ich am Hiukka Strand beobachten konnte. Nach vielen Tagen ohne Sonne war es einfach so schön wieder einmal das direkte Sonnenlicht zu sehen. Ich habe das Gefühl es dauert hier sehr viel länger bis das letzte Licht wirklich weg ist nachdem die Sonne untergeht. Zu beobachten wie sich die Farben mit der Zeit verändern hat etwas meditatives. So habe ich habe trotz der Kälte lang ausgeharrt um jede Farbnuance sehen zu können.
Während eines wunderschönen Spaziergangs am Sonntag waren Maria und ich auf dem Naaipurinvaara (übersetzt: der Nachbarshügel). Dort haben wir in einer kleinen Hütte Rast gemacht. Es gibt hier viele dieser kleinen Hütten, in denen man ein Feuer machen kann, um sich aufzuwärmen oder auch um zu grillen. Dabei wird das Holz kostenlos gestellt.
Als wir bei der Hütte ankamen waren dort schon zwei Leute. Ich dachte zuerst, beide seien Finnen. Doch nach kurzer Zeit fragte mich der Mann, wo ich denn herkomme. Nach meiner Antwort erzählte er, dass er aus Dänemark kommt, aber derzeit auch oft in Finnland arbeite. Seine Partnerin dagegen war eine Finnin. Während ich weiterredete, ist mir mitten im Satz aus Versehen ein ʺlustigʺ rausgerutscht. Er lachte und meinte, dass Wort gebe es mit der gleichen Bedeutung auch im dänischen. Ich hätte das niemals gedacht, aber unsere Sprachen sind sich manchmal ähnlicher als man denkt. Wir haben alle nach einiger Zeit die Hütte verlassen und sind jeweils unsere eigenen Wege zurück gegangen.
Doch bevor ich wieder zuhause war, sind wir noch einmal zum Eisbaden in das kalte Wasser gesprungen (okay, gesprungen ist übertrieben). Gefühlt war es weitaus kälter als letztes Mal, aber wir möchten versuchen, es jede Woche mindestens einmal zu machen. Mal sehen ob wir diesen Vorsatz auch einhalten können. Insgesamt war es ein sehr gelungener Sonntag mit viel Natur, viel Sonnenschein, neuen Begegnungen, netten Gesprächen und seeehr kaltem Wasser.
Kiitos Anna

29.01.23 Blick vom Hügel

Eisbaden

Woche 2, Kalenderwoche 3
Jetzt bin ich schon seit fast zwei Wochen hier in Sotkamo und hatte nach dem ersten ruhigeren Wochenende ein richtig spannendes. Aber zuerst einmal zu meinem Praktikum. In der letzten Woche habe ich sehr viel über die Verwaltungsvorgänge in Finnland recherchiert. Dazu werde ich hier an mehrere Workshops aus den einzelnen Ämtern teilnehmen und daraufhin Vergleiche zu unserer deutschen Verwaltung ziehen können. Außerdem werde ich Aufgaben aus dem Bereich Tourismus bekommen und auch einen kulturellen Event mit organisieren. (es ist noch nicht ganz sicher wie dieser aussehen wird, aber es soll um Deutschland gehen) Auf jeden Fall bin ich schon sehr gespannt und hoffe ganz viel aus den Aufgaben mitzunehmen und teilen zu können.
Durch die Gemeinde Sotkamo habe ich hier die Möglichkeit an Sport- und Musikkursen teilzunehmen. Ich fühle mich jetzt schon gut integriert und kann über diese Kurse neue Menschen kennenlernen. Auch versuche ich mich an der finnischen Sprache und lerne gerade mit einer App die Basics. Bis jetzt kann ich noch nicht so viel, aber die Übung macht den Meister!
In der letzten Woche habe ich Maria kennengelernt, eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung Sotkamo. Sie möchte mir ganz viel hier in Sotkamo und der Umgebung zeigen! Das ist für mich eine super tolle Chance und ich bin sehr froh sie kennengelernt zu haben.
Nun zu meinem Wochenende, da habe ich einen ersten Sportkurs belegen dürfen. Nach dem Kurs war ich eine schöne Runde am Hiukka Strand spazieren. Das ist hier ein sehr bekannter und großer Strand.
Mein Highlight war an diesem Wochenende das Eisbaden bei etwa -3 Grad Außentemperatur. Und ich kann sagen es war wirklich sehr sehr kalt, aber ich habe es circa 30 Sekunden ausgehalten (laut Rückmeldungen war das schon sehr gut für das erste Mal). Da dort gerade ein kleines Event stattgefunden hat, gab es nach dem kalten Bad ein heißes Getränk und ein Feuer, an dem man sich aufwärmen konnte. Eisbaden soll ja bekanntlich sehr gesund sein und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man danach sehr entspannt ist. Abgeschlossen haben Maria und ich den Tag dann in der Sauna, die sich in dem Gebäude befindet, in dem wohne. (Es gibt hier in fast jedem Haus mindestens eine Sauna)
Am Sonntag ging es dann zum nächstgelegenen Hügel Vuokattivaara. Wow! Es war einfach nur superschön mit den verschneiten Bäumen! Es gibt hier in Finnland über 30 Wörter für Schnee. Der Schnee, der auf den Baumwipfeln bleibt und festfriert wird hier tykkylumi genannt. Für mich ist das ein Bild, welches man direkt mit Finnland in Verbindung bringt.
Kiitos

Anna beim Eisbaden

Tolle Gastfreundschaft

Woche 1, Kalenderwoche 2
Nun bin ich seit ein paar Tagen in Sotkamo und habe auch schon meine ersten Arbeitstage hinter mir. Ich wurde sehr freundlich empfangen und habe mich sofort wohlgefühlt. Ich glaube ich habe in meinem Leben noch nie eine solche Gastfreundschaft erfahren. Auch wenn ich die finnische Sprache nicht beherrsche, komme ich hier mit Englisch sehr gut weiter. Natürlich möchte ich aber trotzdem versuchen so viel wie möglich finnisch zu lernen und am Ende vielleicht ein paar Wörter oder kurze Sätze zu beherrschen. Da bin ich selbst sehr gespannt, denn die finnische Sprache ist wirklich gar nicht so einfach.
Sonst hatte ich bis jetzt sehr entspannte Tage und lebe mich erst einmal ein. Hier ist es derzeit noch sehr dunkel, denn die Sonne geht erst um halb 10 auf und ist um 15 Uhr auch schon wieder verschwunden. Aber es ist Besserung in Sicht! Jeden Tag geht die Sonne etwas früher auf und auch einen kleines bißchen später wieder unter.
Diesen kleinen Blog möchte ich nutzen, um euch Sotkamo und Finnland vielleicht etwas näher zu bringen. Hier schreibe ich regelmäßig und zeige mit Bildern, was ich so Interessantes und Schönes erlebe.
Also schau hier doch öfter mal vorbei.
Kiitos (Finnisch für Danke)
Anna

Gefrorener See vor Häusern in Sotkamo
Namensschild im Büro