Luftbild Rohrdorf-Liane Menz

50 Jahre Eingliederung - Rohrdorf


am 01.12.2022 von Barbara Rau

1972 wurden die vier Ortschaften Beuren, Großholzleute, Neutrauchburg und Rohrdorf bei der Gemeindereform nach Isny eingegliedert. Die Isny Rundschau geht der Frage nach, wie sich das auf die Ortschaften ausgewirkt hat und wie es dort 50 Jahre später aussieht.

Rohrdorf

Ortsvorsteher Max Boneberger ist der jüngste der vier Ortsvorsteher, er ist erst 10 Jahre nach der Eingliederung geboren. Mit Johann Würtenberger, einstiger Gemeinderat in Rohrdorf und nach der Eingemeindung auch Stadtrat in Isny, hat er aber einen 91-jährigen Zeitzeugen an der Seite, bei dem die damalige Zeit noch sehr präsent ist.
Die Zustimmung zur Eingliederung war hoch, 80 Prozent der Wähler votierten dafür. „Am Anfang haben wir uns schon schwergetan, das Zusammenarbeiten hat sich finden müssen“, erinnert sich Johann Würtenberger an die Arbeit im Isnyer Gemeinderat. Aber Bürgermeister Hubert Benk habe sich sehr um Rohrdorf bemüht, sei auch öfter rausgekom-men.
Rohrdorf hatte von den vier eingegliederten Gemeinden mit 680 Einwohnern die geringste Zahl. Heute sind es 718 Einwohner. Mit 2175 Hektar Fläche, davon 27 Hektar Wald (von dem heute wenig übrig ist), war die Gemeinde jedoch flächenmäßig größer als Isny und durchaus wohlhabend, wie Johann Würtenberger betont. 1848 hatte sich die Ge-markung „Bergorte“, wozu zum Beispiel Eisenbach, Blockwiesen und Herrenberg zählen, von der Isny-Vorstadt gelöst und Rohrdorf angeschlossen und gehört bis heute dazu. Pro Jahr wird eine Ortschaftsratssitzung in Eisenbach abgehalten, als Zeichen der Wertschätzung dieses Ortsteils.
Die Investitionsliste in der Vereinbarung zwischen Isny und Rohrdorf erscheint relativ mager, es ist viel vom Ausbau von Feldwegen die Rede. Ortsvorsteher Boneberger vermutet, dass es mit daran lag, dass sich das Dorf unter dem lang-jährigen Bürgermeister Gebhard Schweinberger (ab 1948) gut entwickelt hatte. Wofür es seinerzeit sogar Lob vom Landrat gab, wie einem Zeitungsartikel von 1972 zu entnehmen ist. Wasserversorgung und Kanalisation waren schon in den 1960er-Jahren in Angriff genommen worden. Den Schulneubau stemmte die kleine Gemeinde 1963/64 und 1966 wurde der Theatersaal gebaut. „Man konnte uns 1972 nicht viel geben, wir hatten ja schon alles“, sagt Bone-berger schmunzelnd.
Die in der Vereinbarung genannte Erschließung von Baugelände im Baugebiet Rohrdorf-Süd und der Ausbau des Gemeindeverbindungswegs Rohrdorf-Rengers sind tatsächlich umgesetzt worden. Der vereinbarte Bau des Kindergartens erfolgte 1977. Dabei wurde allerdings nur die Hälfte des als Zwillingsgebäude angelegten Kindergartens gebaut. Trotz 1987 ergänztem Flachdachanbau ist die Einrichtung längst zu klein. Nächstes Jahr soll der neue Kindergarten gebaut werden, worüber man sich in der wachsenden Ortschaft freut. Aus heutiger Sicht wäre es gut gewesen, in der Verein-barung von 1972 eine Bachverbauung zu vereinbaren.

Dorfplatz wäre ein Wunsch

„Wir wissen in Rohrdorf durchaus, was wir aufgegeben haben. Aber die Eingliederung ist 50 Jahre her, wir müssen in die Zukunft schauen. Und die stimmt mich zuversichtlich.“ erteilt Boneberger allzu viel Rückblick und Nostalgie eine Absage. Rohrdorf habe durchaus von der Stadt profitiert, es sei einiges auf den Weg gebracht worden. Auf den Glasi-usweg, den Isny mit Leutkirch und dem Markt Buchenberg gemeinsam einrichtet, freue man sich. Aber es gibt durchaus noch Wünsche. Touristisch sei Rohrdorf sehr begehrt, das Wanderwegenetz sollte weiter ausgebaut werden und im Tobel und in Eisenbach fehlen Parkplätze. Ein Dorfplatz, auf dem der Maibaum aufgestellt werden könnte, würde den Ort abrunden, ist sich der Ortsvorsteher sicher. Bedauerlich sei, dass man bislang für jedes Fest die Dorfstraße (die Durchfahrtsstraße) sperren müsse. „Auch ein Dorfladen fehlt uns, wir sind jedoch einfach zu klein dafür. Das ginge nur über einen Verein.“ Auch wenn Busse in Rohrdorf halten, so richtig gut ist der ÖPNV dennoch nicht. Boneberger hat aber beobachtet, dass immer mehr Leute nach Isny zur Arbeit radeln. „Der alte Bahndamm ist sehr gut frequentiert.“ Mit dem leerstehenden Gasthaus Löwen hat die Gemeinde ein Sorgenkind, den könne man nicht ewig so belassen. Grund zur Freude gibt aber das komplett belegte Neubaugebiet. Familien mit Kindern bauen dort und somit kann Rohrdorf wieder eine eigenständige erste Klasse mit 19 Erstklässlern vorweisen. Und wie seine Kollegen in den anderen drei Ortschaften bricht Ortsvorsteher Boneberger eine Lanze fürs Rathaus im Dorf. „Wegen jeder Kleinigkeit nach Isny fahren zu müssen, wäre unbequem.“

Info: Sonderausstellung „Wir feiern die Eingemeindungen 1911 und 1972“ zu 111 Jahre Eingemeindung von Isny-Vorstadt und 50 Jahre Eingemeindung der Teilorte, im Stadtmuseum im Schloss Isny. Öffnungszeiten: Montag bis Dienstag, geschlossen; Mittwoch bis Freitag 14 Uhr bis 18 Uhr; Samstag, Sonntag 11 bis 18 Uhr.